TU intern - November 2001 - Aktuelles
Juniorprofessur:
Nachbesserungen eingefordert
Mitte Oktober hat der Bildungsausschuss des Bundestages die geplante
Änderung des Hochschulrahmengesetzes gebilligt. Damit soll
die Juniorprofessur Regelvoraussetzung für die Professorenlaufbahn
werden. Die bisherige Habilitation soll bei Berufungen keine Rolle
mehr spielen. Doch diese Änderung, die für mehr Wettbewerbsfähigkeit
der deutschen Forschung sorgen soll, sorgt immer noch für Diskussionen.
Die uniongeführten Länder wollen das Gesetz so nicht mittragen
und werfen der Koalition vor, sie habe alle Appelle der Hochschulrektorenkonferenz,
die Habilitation als Alternative zur Juniorprofessur zu erhalten,
ignoriert. Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft
sprach sich ebenfalls für die Einführung der Juniorprofessur
und den gleichzeitigen Erhalt der Habilitation aus.
MEHRFACHBELASTUNG BEFÜHRCHTET
Der Präsident des deutschen Hochschullehrerverbandes, Hartmut
Schiedmair, erklärte, ein Verzicht auf die Habilitation als
akademische Meisterprüfung sei nicht tragbar. Überwiegend
Nachteile für junge Forscher sieht der Allgemeine Fakultätentag,
wenn die Juniorprofessur Regelzugang für die Professoren-Laufbahn
wird. Er befürchtet ungewisse Zukunftschancen, eine starke
Vereinzelung der Jungforscher und die Tendenz zur Immobilität,
da die Juniorprofessoren zwar alle Aufgaben herkömmlicher Professoren
übernehmen, daneben aber auch noch ihre wissenschaftliche Qualifikation
betreiben sollen und dabei unter ständigem Evaluationsdruck
stehen.
Der Wissenschaftsrat erwartet zwar durch die Einführung der
Juniorprofessuren bessere Chancen für junge Wissenschaftler
im internationalen Wettbewerb, gleichzeitig zeigte er sich besorgt
über die ungeklärte Finanzierung der Juniorprofessur.
Gegenüber den Juniorprofessuren meist positiv eingestellt
ist der wissenschaftliche Nachwuchs, hält aber noch Korrekturen
des Gesetzes für notwendig. In einer gemeinsamen Erklärung
forderten das Doktorandennetzwerk Thesis, die Promovierendeninitiative
PI, das Netzwerk wissenschaftlicher Nachwuchs.de
sowie die Bundesvertretung Akademischer Mittelbau - BAM
das Bildungsministerium auf, vor Verabschiedung des Gesetzes die
notwendigen Korrekturen vorzunehmen. Sie fürchten, sonst würde
das Gesetz die Lage der jungen Wissenschaftler womöglich noch
verschlechtern. So fordern sie beispielsweise eine Begrenzung der
Semesterwochenstunden für die Lehre. Auch solle nach Fächern
unterteilt werden, wie viele Drittmittel Juniorprofessuren einwerben
müssen, denn beispielsweise Geisteswissenschaftler lägen
dabei stets weit zurück. Außerdem sollten den Juniorprofessoren
auch Forschungssemester zustehen. Weiterer Kritikpunkt - die fehlenden
Übergangsreglungen für Wissenschaftler, die sich derzeit
im Habilitationsverfahren befänden. Die Initiative wissenschaftlicher
Nachwuchs.de hat bereits 4000 Unterschriften gegen das Gesetz
in der bestehenden Form gesammelt.
TENURE-TRACK GEHÖRT DAZU
Die Junge Akademie, eine zur Berlin-Brandenburgischen Akademie
der Wissenschaften und zur Leopoldina gehörenden Interessenvertretung
der jüngeren Wissenschaftler, vertritt die Meinung, zur Juniorprofessur
gehöre der tenure-track. Dies ist in den USA die
reguläre Wissenschaftslaufbahn nach der Promotion. Wissenschaftler
werden dabei fließend von befristeten Stellen auf Dauerstellen
übernommen, wenn sie sich in ihrer Arbeit bewährt haben.
Inzwischen ist die Antragsfrist für die Einrichtung Juniorprofessuren
beim Bundesbildungsministerium abgelaufen. Die TU Berlin hat sich
mit zehn Anträgen an der ersten Ausschreibungsrunde beteiligt.
tui
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