TU intern - November 2001 - Forschung
Das braune Geheimnis von Kaffee & Co.
Melanoidine in Lebensmitteln sind bisher kaum erforscht
Melanoidine gehören zu unserem
täglich Brot. Wie sie im menschlichen Organismus
wirken, ist jedoch kaum bekannt |
Melanoidine - igitt, was ist denn das nun wieder,
werden sich viele fragen. Dabei haben sie zum Frühstück
sicher in Form von Brot, Toast, Cornflakes, Kaffee oder Kakao jede
Menge davon zu sich genommen.
Im Verlauf der so genannten Maillard Reaktion entstehen aus Kohlenhydraten
und Aminosäuren neben einer Vielzahl von Aromastoffen gelbbraune,
manchmal fast schwarz gefärbte Polymere - die Melanoidine.
Durch hohe Temperaturen, wie sie beim Backen und Rösten auftreten,
werden die Reaktion beschleunigt und besonders viele und dunkle
Melanoidine gebildet. Sie stellen deshalb in Produkten wie Brot,
Kaffee, Malz, Nüssen oder Cornflakes einen nicht unerheblichen
Anteil am Lebensmittel dar - in Kaffee sind es beispielsweise bis
zu 30 Prozent. Allerdings ist die Melanoidinbildung nicht immer
erwünscht: Wer mag schon gelbbräunlich gefärbte Trockenmilch?
Obwohl Melanoidine in vielen Lebensmitteln vorhanden sind oder
sogar bewusst erzeugt werden, wusste man bisher über ihre Struktur
sowie ihre chemischen und biochemischen Eigenschaften relativ wenig.
Ende 1998 wurde deshalb ein EU-COST-Projekt ins Leben gerufen, das
die europäische Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet tätigen
Wissenschaftler fördern sollte. Für die TU Berlin nehmen
Prof. Lothar Kroh als Arbeitsgruppenleiter und Mitglieder seines
Arbeitskreises am Institut für Lebensmittelchemie aktiv und
verantwortlich an diesem Projekt teil.
Das wissenschaftliche Programm ist in verschiedene Themenschwerpunkte
untergliedert. Neben dem strukturellen Aufbau der Melanoidine wird
ihr Einfluss auf die Bindung von Aromastoffen und die Konsistenz
von Lebensmitteln untersucht. Der gegenwärtig anhaltende starke
Trend zu aromatisierten Kaffees führte z. B. zu der Fragestellung,
wie der Röstgrad von Kaffeebohnen die Wahrnehmung bestimmter
Aromen oder Süßstoffe im Kaffeegetränk beeinflusst.
Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses stehen außerdem
die antioxidativen und damit konservierenden Eigenschaften der Melanoidine.
Durch gezielte Beeinflussung technologischer Prozesse könnten
im Lebensmittel Melanoidine mit maßgeschneiderten antioxidativen
Eigenschaften produziert werden, die die Haltbarkeit dieser Lebensmittel
verlängern und den Zusatz künstlicher Konservierungsstoffe
überflüssig machen würden. Abbaureaktionen wertvoller
Lebensmittelbestandteile wie Vitamine könnten so unterdrückt
und die Aromastabilität zum Beispiel von Bier verbessert werden.
Ein weiteres wichtiges Teilprojekt beschäftigt sich mit den
physiologischen Eigenschaften der Melanoidine und ihrem Verhalten
im menschlichen Organismus. Forschungsergebnisse deuten darauf hin,
dass Melanoidine die Absorption potenziell gefährlicher Substanzen
aus der Nahrung (z. B. Schwermetallionen oder Cholesterol) minimieren,
allerdings auch für die Ausscheidung wichtiger Spurenelemente
verantwortlich sein können. Bisher ist noch weitgehend unklar,
ob die polymeren Verbindungen im Verdauungsprozess abgebaut und
eventuelle Bruchstücke resorbiert werden.
Wir hoffen, dass am Endes des Projekts, in ca. zweieinhalb Jahren,
viele der noch offenen Fragen beantwortet sind und damit die Forschung
ein weiteres Stück zur Sicherheit und besseren Qualität
von Lebensmitteln beigetragen hat.
Dr. Bettina-Maria Cämmerer,
Institut für Lebensmittelchemie
Leserbriefe
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