TU intern - November 2001 - Vermischtes
Mathematiker feiern Jubiläum
130. Sitzung der Berliner Mathematischen
Gesellschaft am 30. Juni 1915 |
Während des Wanderns zu diskutieren ist eine beliebte und
sehr effektive mathematische Arbeitsmethode. Auf einem dieser langen
Spaziergänge durch den Berliner Grunewald entschließen
sich Adolf Kneser und Eugen Jahnke, eine mathematische Gesellschaft
in Berlin zu gründen. Beide sind Mitglieder des Alte
Herren Verbandes des Mathematischen Vereins an der Universität
Berlin, der bereits 1861 gegründet wurde. Zwei Jahre
später, am 31. Oktober 1901, finden sich junge Universitätsdozenten
und forschende Oberlehrer an Gymnasien zur Gründungsversammlung
der Berliner Mathematischen Gesellschaft (BMG) zusammen. Die bekanntesten
Namen sind C. Carathéodory, K. Hensel, A. Kneser, E. Landau
und I. Schur.
Die Gründung der Berliner Mathematischen Gesellschaft geschieht
nicht von ungefähr. Die Zeit ist reif für mathematische,
naturwissenschaftliche und generell wissenschaftliche Gesellschaften.
Schließlich ist der Beginn des Aufschwungs der Naturwissenschaften
über 70 Jahre her, hat die industrielle Revolution stattgefunden,
rüsten sich Industrie und Naturwissenschaften gemeinsam für
bedeutende Entdeckungen und Entwicklungen und zeigt die vorzügliche
mathematische Ausbildung Wirkung. Die Berliner Mathematische Gesellschaft
feiert jetzt ihren 100. Geburtstag.
Sie war von Anfang an ein gemeinsames Forum aller Mathematiker
in Berlin, dem alle bedeutenden Universitätslehrer, aber auch
viele Studienräte und Industriemathematiker angehörten.
Stellvertretend seien bei der Wiedergründung 1950 die Professoren
Erhard Schmidt (Humboldt-Universität
zu Berlin), Alexander Dinghas (Freie
Universität Berlin) und Wolfgang Haack (Technische Universität
Berlin) genannt. Die BMG verbindet die mathematischen Fachbereiche
der drei Berliner Universitäten und der Universität
Potsdam, das Weierstraß-Institut
für Angewandte Analysis und Stochastik und das Konrad-Zuse-Zentrum
für Informationstechnik. Ihre Aufgabe sieht die BMG besonders
in der Förderung der Kooperation zwischen den Instituten und
einer Unterstützung nach außen.
Erwähnt seien die Koordinierung der Forschungsschwerpunkte,
zahlreiche Kolloquien von allgemeinem Interesse, Aktivitäten
für Schülerinnen und Schüler (Seminare, Berufsberatung)
und die allgemeine Öffentlichkeit sowie die Unterstützung
bei einer radikalen Neufassung des Mathematik-Curriculums an den
Schulen. Berlin ist auf dem besten Weg, eine der ersten Adressen
in der Mathematik zu werden - und die Berliner Mathematische Gesellschaft
möchte dazu inhaltlich und personell beitragen. Die BMG und
das Institut für Mathematik der TU Berlin laden herzlich zum
Festkolloquium am 15. November an die TU Berlin ein, bei dem vier
renommierte Wissenschaftler (drei davon ehemalige Berliner) aus
dem weiten Spektrum der Mathematik berichten.
Zeit: am Donnerstag, dem 15. November 2001, von 14.00
bis 18.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Mathematikgebäude, Straße
des 17. Juni 136, Hörsaal MA 004, 10623 Berlin
Programmhöhepunkte:
14.30 Uhr Mathematik und intelligente Materialien
16.00 Uhr Automorphe Formen und L-Funktionen, Prof. Dr. Werner
Müller, Universität Bonn
16.45 Uhr Wavelets als mathematisches Mikroskop, Prof. Dr.
Wolfgang Dahmen, RWTH Aachen
17.30 Uhr Kepler, Kugeln, Codes und Cluster, Prof. Dr. Jörg
Wills, Universität Siegen
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Die diesjährige Euler-Vorlesung findet am 16. November 2001
um 14 Uhr im Schlosstheater des Neuen Palais in Potsdam Sanssouci
statt, zu der die Jury den weltberühmten Zahlentheoretiker
Wolfgang Schmidt eingeladen hat. Das Thema des Vortrages: Diophantische
Approximationen, Diophantische Gleichungen und linear rekurrente
Folgen.
Zuvor hält Prof. Dr. Eberhard Knobloch, TU Berlin, den traditionellen
historischen Vortrag mit dem Titel: 100 Jahre Mathematik in Berlin.
Prof. Dr. Günter M. Ziegler,
Institut für Mathematik
Leserbriefe
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