TU intern - November 2001 - Lehre &
Studium
Vom Bühnenbild bis zur Gasturbine
In Studienreformprojekten werden neue Ideen in Studium und Lehre
erprobt
Projekt
und Praxis: Eines der 14 derzeit bearbeiteten Projekte bei Projekt
und Praxis: Umbau- und Ausbauplanungen eines Mehrfamilienhauses
in Berlin-Prenzlauer Berg. |
Die Studienreform ist als Daueraufgabe im Berliner Hochschulgesetz
verankert. Oft fehlen nicht Ideen und Engagement von Studierenden
und Lehrenden, sondern einfach die Ressourcen, parallel zum bestehenden
Lehrangebot, Neues in Studium und Lehre zu erproben.
Hier setzt das Studienreformförderprogramm an: Für einen
Erprobungszeitraum stellt die TU auf Antrag Mittel zur Erprobung
neuer Lehr- und Lernformen zur Verfügung. Dabei werden zwei
Reformbereiche mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Strukturen
gefördert: Die Projektwerkstätten für sozial-
und umweltverträgliches Handeln und das Studienreformprogramm.
Die seit 1985 bestehenden Projektwerkstätten sollen
Studierenden die Möglichkeit geben, fachliche und didaktische
Innovationen anzuregen, durch selbstbestimmtes Lernen an konkreten
Projekten. Sie werden meist von Studierenden verschiedener Studiengänge
betrieben und von einer Hochschullehrerin oder einem Hochschullehrer
betreut. Die Projektwerkstätten bilden sich jeweils, um ein
Thema zu bearbeiten und dabei zu neuen Einsichten zu gelangen (Forschendes
Lernen) oder auch zu Anwendungen, die auch nach der Förderphase
fortwirken.
Studienreformprojekte sind einzelne, zeitlich und personell begrenzte
Vorhaben zur gezielten und dauerhaften Verbesserung des Lehrprogramms
der TU Berlin. Im Rahmen von Studienreformprojekten können
sowohl Personalmittel als auch Sachmittel vergeben werden. Die Förderung
erstreckt sich nur auf die Entwicklungsarbeit, nicht auf die Durchführung
des als Folge eines Studienreformprojektes geänderten Lehrprogramms.
AKTUELLE STUDIENREFORMPROJEKTE AN DER TU BERLIN
Projekt und Praxis an der
Fakultät VI
Durch dieses Projekt des Fachgebietes Baukonstruktion soll im Grundstudium
des Studiengangs Bauingenieurwesen ein enger Bezug zwischen Studium
und Praxis hergestellt werden. Neben praxisorientiertem Lernen an
bestehenden Bauwerken sollen Zusammenhänge zwischen Berechnung
und Konstruktion verdeutlicht, fachübergreifendes Wissen durch
die Vielfalt von Konstruktionsmöglichkeiten gefördert
und das Vorstellungsvermögen für Konstruktionen im Detail
geschult werden. Den Studierenden wird die Möglichkeit gegeben,
sich mit dem Tätigkeitsfeld Bauen im Bestand vertraut
zu machen. Mehrere Gruppen simulieren an einem Bauobjekt praxisbezogen
die Arbeitssituation im späteren Berufsleben. Die Arbeitsweisen
werden in kleinen Gruppen geschult. Die Projektteilnehmer kommen
aus den Bereichen Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen mit
Fachrichtung Bau und Berufsschullehrer.
Problemlösungsmethoden in der
Theoretischen Physik an der Fakultät II
Im Diplom- wie auch im Lehramtsstudiengang Physik gehört die
Theoretische Physik zu den Pflichtveranstaltungen. Es hat sich aber
gezeigt, dass die Studierenden auch nach Abschluss des Faches große
Schwierigkeiten haben, gestellte Aufgaben als Ganzes zu bearbeiten.
Es fehlt die Fähigkeit, die Struktur der Aufgabe zu erfassen
und in konkrete Handlungsanweisungen umzusetzen. Dieser Mangel soll
durch das Studienreformprojekt behoben werden. Eine Übungsaufgabe
lässt sich in verschiedene Fragestellungen unterteilen. Eine
schematische Zusammenstellung solcher Fragestellungen wurde von
Prof. R. F. Werner, TU Braunschweig, entwickelt. Dieses Schema ist
Ausgangspunkt für das Studienreformprojekt.
Aufbaustudiengang Bühnenbild
an der Fakultät VII
Im Aufbaustudiengang Bühnenbild wird diplomierten
Absolventen des Studiengangs Architektur und Bauingenieurwesen die
Möglichkeit zu einem viersemestrigen Zusatzstudium angeboten.
Ziel ist es, das technische Know-how der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
mit einer bühnenkünstlerischen Praxis zu verbinden. Im
Oktober 2000 ging der Aufbaustudiengang unter Leitung von Prof.
Andrea Kleber in die erste Erprobungsphase.
Im Zuge großer Umstrukturierungen im herkömmlichen Subventions-Theaterbetrieb
wird ein neuer Typ des Bühnenbildners gesucht, der technisch
in der Lage ist, ressourcensparend kompatible und dennoch künstlerisch
anspruchsvolle Gestaltung zu entwerfen und deren Ausführung
zu überwachen.
Es werden Nachwuchskräfte für den Bereich Bühnenbild
in Zusammenarbeit mit Theaterbetrieben im In- und Ausland als Kooperationspartner
ausgebildet. Neben der TU Berlin werden die FU, die HDK und die
TFH an der Lehre beteiligt.
Bühnenbild des Aufbaustudiengangs
zu Iphigenie |
Gasturbine an der Fakultät
V
Im Rahmen des Studienreformprojektes Gasturbine wird
eine praxisnahe internationale Veranstaltung aufgebaut, die den
Teilnehmern die Anwendung von Grundwissen und die Wechselwirkung
einzelner Disziplinen im Prozess einer technischen Produktentwicklung
nahe bringt. Geübt werden insbesondere die Selbstorganisation
und Aufgabendefinition, die Gruppenarbeit und die Präsentation
der Ergebnisse. Im internationalen Rahmen in englischer Sprache
und mit Beteiligung der Industrie sollen kulturelle Unterschiede
überbrückt werden. Die Lehrveranstaltungen sind für
Teilnehmer aus verschiedenen Studiengängen offen. Auch mehrere
ausländische Universitäten mit jeweils einem verantwortlichen
Hochschullehrer sowie Industriepartner dieser Universitäten
werden beteiligt. Für dieses Projekt wurde ein Verlängerungsantrag
gestellt, der derzeit noch in Bearbeitung ist.
tui
Leserbriefe
|