TU intern - November 2001 - Lehre & Studium

Bruno Tauts Pavillon vor dem Verfall gerettet

Aufbaustudiengang Denkmalpflege erhielt Ferdinand-von-Quast-Medaille


Der Versuchspavillon von Bruno Taut repräsentiert schulreformerische Ansätze der zwanziger Jahre

Die jährlich von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Landesdenkmalamt verliehene Ferdinand-von-Quast-Medaille für besondere denkmalpflegerische Verdienste gilt in diesem Jahr der Instandsetzung des 1928 errichteten Schulpavillons von Bruno Taut. Der Schulpavillon konnte in einer Gemeinschaftsaktion der Carl-Legien-Oberschule, des Aufbaustudienganges Denkmalpflege sowie dem Fachgebiet Historische Bauforschung der TU Berlin, der Fachgemeinschaft Bau, dem Bildungsverein Bautechnik und der Knobelsdorff-Oberschule vor dem Verfall gerettet werden.

Am 17. Oktober überreichte Senatsbaudirektor Dr. Hans Stimmann die Medaille im Anatomischen Theater des Instituts für Fleischhygiene und -technologie der FU Berlin. Der Versuchspavillon für die Schule am Dammweg in Berlin-Neukölln von Bruno Taut repräsentiert in besonderem Maß die schulreformerischen Ansätze der 20er-Jahre. Die „Aufbauschule Neukölln“, als deren erstes Modul der Pavillon errichtet wurde, war als großer, geschwungener Flachbau geplant. Die einzelnen Klassenräume sollten sich als Module zu diesem Bau so zusammensetzen, dass der Garten von jedem Raum aus erreicht werden konnte. Bruno Tauts Bau von 1928/29 sollte die Tauglichkeit des neuen architektonischen Konzeptes für die Erfordernisse einer Reformschule nachweisen.

Der erste Jahrgang des Aufbaustudienganges Denkmalpflege (ASD) der TU Berlin begann im Wintersemester 1998 unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack mit der Untersuchung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Zunächst ging es darum, formtreue Pläne sowie ein umfassendes Schadensbild zu gewinnen. Im folgenden Sommersemester konnte ein Teil der Studierenden des ASD in Zusammenarbeit mit Dipl.-Ing. Michael Athanassiades vom Architekturbüro BASD (Westphal und Schlotter Architekten) eine Sanierungsvorplanung durchführen, die die beiden Architekten Dipl.-Ing. Mathias Koch und Dipl.-Ing. Kaspar Storch im Anschluss als Abschlussarbeit im ASD zu einer Sanierungsplanung ausarbeiteten. Durch die Einbindung des Bildungsvereins Bautechnik, der im Rahmen der Instandsetzung hier Lehrlinge ausbildete, konnten die Sanierungskosten erheblich gesenkt werden, eine Tatsache, die die Sanierung in den Jahren 2000 und 2001 erst ermöglichte. Das Konzept der Sanierung beruhte auf weitest gehender Schonung der Originalsubstanz und Vermeidung freier Rekonstruktion. Im April 2001 konnte der Versuchspavillon der Carl-Legien-Oberschule, auf deren Gelände er liegt, übergeben und seinem ursprünglichen Zweck wieder zugeführt werden. Der ASD beabsichtigt, weitere Semesterprojekte in ähnlicher Form durchzuführen, um zum einen eine praxisnahe Ausbildung zu gewährleisten und zum anderen neue Wege im Umgang mit der Denkmalsubstanz zu suchen.

mika


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