TU intern - November 2001 - Internationales
Priorität für Internationalisierung setzen
Bestandsaufnahme und Weichenstellung für die Zukunft
Bernhard Wilpert |
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Seit dem 1. Juni diesen Jahres ist Prof. Bernhard
Wilpert als 3. Vizepräsident der TU Berlin im Amt. Der
Psychologe ist zuständig für die Bereiche wissenschaftlicher
Nachwuchs und Internationales. TU intern sprach mit ihm über
die anstehenden Aufgaben auf diesem Gebiet.
Was sind derzeit ihre ersten Schritte im neuen Amt?
Ich bin dabei, eine Bestandsaufnahme zu den internationalen Aktivitäten
vorzunehmen. Um zukünftig die verschiedenen Initiativen zur
Internationalisierung besser in die Fakultäten einzubinden,
möchte ich gerne einen Beirat für Internationalisierung
an der TU Berlin schaffen. Darin müssten international erfahrene
Kollegen vertreten sein.
Welche Aufgaben gilt es in der nächsten Zeit zu bewältigen,
welche Veränderungen wird es in der internationalen Arbeit
der TU Berlin geben?
Zunächst einmal ist festzustellen, dass die TU Berlin hinsichtlich
des Interesses ausländischer Studierender unter den ersten
Universitäten Deutschlands liegt. Die Betreuung dieser Studierenden
ist demnach eine sehr wichtige Aufgabe. Dies ist arbeits- und kostenintensiv.
Ob wir hier hinreichend ausgestattet sind, prüfe ich gerade
im Rahmen meiner Bestandsaufnahme.
Wir müssen uns in Zukunft aber auch fragen, ob wir Prioritäten
z. B. bei der Anwerbung ausländischer Studierender setzen wollen.
Traditionell ist die internationale Arbeit der TU Berlin sehr stark
auf die Entwicklungs- und Schwellenländer bezogen. Angesichts
des zusammenwachsenden Europas stellt sich die Frage, ob nicht eine
stärkere Betonung des Austausches im europäischen Bereich
sinnvoll wäre. Ich denke da ganz besonders auch an Osteuropa.
Wichtige fortzuführende Aufgabe im Hinblick auf die Mobilität
von Studierenden ist die Internationalisierung der Studieninhalte
und -strukturen - also die Modularisierung von Lehrinhalten und
die Einführung von Educational-Credit- Transfer-Punkten. Das
schließt auch weitere Vereinbarungen von Doppeldiplomen mit
ausländischen Universitäten ein. Zurzeit sind wir dabei
die internationalen Masterstudiengänge Real Estate Management
und Urban Management an der TU Berlin zu etablieren
- ein wichtiger Schritt in der Internationalisierung des Lehrangebotes.
Auch der Austausch von Hochschullehrern und der Bereich der internationalen
kooperativen Forschung ist noch ausbaufähig. Auch hier kommt
es in Zukunft stärker darauf an, Prioritäten zu setzen.
Wir müssen, ohne unsere bestehenden Kooperationen zu vernachlässigen,
uns noch stärker auf die hochkarätigen Universitäten
der Industriestaaten konzentrieren und von dort Nachwuchswissenschaftler
an die TU Berlin ziehen. In diesem Zusammenhang beraten wir demnächst
im Akademischen Senat die Einrichtung einer International Post-Graduate
School for Engineering and Advanced Technologies. Damit soll in
der Universität der Anschluss an vergleichbare Doktorandenprogramme
im Ausland gewonnen werden. Zielgruppe sind in erster Linie Ausländer.
Welche Rolle spielt die TU Berlin beim Konsortium Gate?
Die TU Berlin ist eine der knapp 100 deutschen Mitgliedsuniversitäten.
Wir arbeiten dort in Arbeitsgruppen mit, die sich mit verschiedenen
Themen wie z. B. Strategien des Hochschulmarketings oder Modellen
der Betreuung ausländischer Studierender befassen. Es geht
um eine bessere internationale Vermarktung des Forschungs- und Bildungsstandorts
Deutschland.
Die TU Berlin hat den höchsten Anteil an ausländischen
Studierenden unter allen Hochschulen. Halten Sie diese derzeit für
ausreichend integriert?
In diesem Bereich lässt sich sicher noch einiges verbessern.
Hier stehen auch die Hochschullehrer in der Verantwortung. Denkbar
wäre z. B. ein Mentoringprogramm zu entwickeln. Sinnvoll wäre
auch ein Buddy-System, bei dem deutsche Studierende als Ansprechpartner
für ausländische Studierende zur Verfügung stehen.
Noch gibt es hierzu an den Fakultäten erst wenige Initiativen.
Allerdings beschäftigt sich ein engagierter Kreis von Hochschulangehörigen
in Form von Workshops derzeit mit verschiedenen Fragen der Internationalisierung,
u. a. mit Fragen der Integration. Ich begrüße solche
Initiativen außerordentlich und arbeite eng mit ihnen zusammen.
Es muss in jeden Fall aber auch ein zentrales Angebot geben. Die
Arbeit in diesem Bereich umfasst die Hilfe bei Aufenthaltsgenehmigungen,
Wohnungsfindung und Ähnlichem. Wir diskutieren derzeit über
ein zentrales Dienstleistungs- und Hilfsangebot für Studierende
allgemein und hier könnte es auch Angebote speziell für
die Probleme ausländischer Studierender geben.
Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, das Ihre Arbeit
im Bereich Internationales erleichtern könnte -
was wäre es?
Das Allerwichtigste ist ein Bewusstsein für internationale
Belange unter den Hochschulangehörigen. Wenn die Motivation
vorhanden ist, lassen sich die Mittel zur Durchführung von
Projekten immer finden.
Deswegen würde ich mir wünschen, dass Internationalisierung
von allen als eine Priorität betrachtet wird.
Das Gepräch führte Bettina Micka
Leserbriefe
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