TU intern - Oktober 2001 - Arbeitsplatz
Uni
Privatwirtschaft die öffentliche Hand reichen
Neue Ideen zur kostengünstigen Realisierung
von Bauvorhaben
Werden öffentliche Bauten
von der Privatwirtschaft realisiert, lassen sich Kosten einsparen |
Die privatwirtschaftliche Realisierung öffentlicher Infrastruktur
in Form von Betreibermodellen nimmt in der ganzen Welt an Bedeutung
zu. Dies geschieht zum einen durch den begrenzten finanziellen Spielraum
der öffentlichen Hand, aber vor allem durch Aspekte der Wirtschaftlichkeit
und durch Effizienzvorteile, die durch die Einbindung Privater erreicht
werden können.
Deutschland befindet sich bei der privatwirtschaftlichen Realisierung
öffentlicher Bauvorhaben erst in der Startphase, während
beispielsweise Großbritannien und Frankreich schon die Reifephase
erreicht haben.
Im Rahmen des 2. Europäischen Symposiums, das am 27. 9. 2001
von der TU Berlin ausgerichtet wurde, zeigten insbesondere die
Vorträge der britischen Referenten vom Her Majesty Prison
Service (HMP) und vom National Audit Office, dass bei Projekten
mit einem hohen Dienstleistungsanteil Kosteneinsparungen von durchschnittlich
17 Prozent erreicht werden. Diese positiven Erfahrungen konnte
der Referent des französischen Ministeriums für öffentliche
Bauarbeiten, Transport und Wohnungswesen bestätigen. Der
Referent des niederländischen Kenniscentrums, welches als
Kontrollstelle bei der Initiierung privatwirtschaftlicher Modelle
im Finanzministerium eingerichtet wurde, wies auf die vielfältigen
Einsatzgebiete privatwirtschaftlicher Realisierungsmodelle hin,
wovon bereits einige in den Niederlanden realisiert werden. Hierzu
zählen neben Straßenverkehrsprojekten u. a. auch Bahn-,
Krankenhaus-, Gefängnis- und Universitätsprojekte.
In Deutschland werden derzeit lediglich zwei Straßenbauprojekte
im Rahmen eines Betreibermodells realisiert, und drei Projekte
finden sich in der Vorbereitungs- und Ausschreibungsphase. Dagegen
werden im öffentlichen Hochbaubereich keine konkreten Projekte
geplant. Dies erscheint insbesondere aufgrund der leeren Haushaltskassen
sowohl auf Bundes- als auch auf Landes- und Kommunalebene nicht
gerechtfertigt. Ein konkretes Projekt, das sich durch einen hohen
Dienstleistungsgrad und eine möglichst schnellen Realisierung
auszeichnet, wäre die Universitätsbibliothek der TU
Berlin. Hier würden neben der Planung, dem Bau und der Finanzierung
auch der Betrieb und die Unterhaltung ausgeschrieben und an eine
Projektgesellschaft vergeben werden. Die Refinanzierung des privaten
Kapitals kann zum Teil über die Nutzungsgebühren erfolgen
und der andere Teil über Landesmittel, die in Abhängigkeit
der erbrachten Leistung jährlich gezahlt werden. Allerdings
stehen diesem Realisierungsmodell im wesentlichen rechtliche und
steuerrechtliche Schwierigkeiten gegenüber. Hierzu bedarf
es einer baldigen Klärung.
Tanja Kohnke
Leserbriefe
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