TU intern - Oktober 2001 - Forschung
Ein hundert Jahre alter Traum wird nun wahr
Der doppelte Vorteil von Elektrofahrzeugen: nicht nur leise,
sondern auch abgasfrei
Einem Elektroauto unter die Haube
geschaut: Sechs Batterien sorgen für umweltfreundliche
Power |
Die elektrische Antriebstechnik hat im Bereich der Verkehrssysteme
sowohl im Eisenbahnfernverkehr als auch im städtischen Nahverkehr
mit Straßenbahn und U-Bahn die alten Antriebssysteme weitgehend
verdrängt, weil Elektromotoren leise und abgasfrei sind. Dank
der sich schnell entwickelnden Brennstoffzellentechnik ist diese
Antriebstechnik auch im individuellen Straßenverkehr auf dem
Vormarsch.
Der Traum vom leisen und abgasfreien Auto ist schon über
100 Jahre alt und führte dazu, dass an der Wende zum 20. Jahrhundert
das batteriebetriebene Elektroauto das Luxusauto war, denn es "stank"
nicht, wie Kaiser Wilhelm II über seinen Mercedes Electrique
sagte. Es war leise und konnte auch von den Damen gefahren werden,
weil es nicht mit einer Kurbel angelassen werden musste. Der elektrische
Anlasser wurde erst um 1907 erfunden. Allein in Berlin gab es damals
13 Elektroautohersteller. Die Batterieentwicklung zeigte dann allerdings
nicht so schnelle Fortschritte wie die Verbrennungsmotortechnik,
und so gab es ab den 20er Jahren nur noch einige elektrische Postfahrzeuge.
Dank dem gestiegenen Umweltbewusstsein haben Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor
jedoch heutzutage wieder Konkurrenz bekommen - durch Fahrzeuge,
die die Energie für ihren Elektromotor aus Brennstoffzellen
beziehen, und Hybridfahrzeuge, die mit einem Elektro- und einem
Verbrennungsmotor ausgestattet sind.
Es ist zu erwarten, dass mittelfristig Hybridfahrzeuge einen kleinen
Marktanteil erobern können. Ein viel versprechendes Beispiel
für solche Hybridfahrzeuge ist der Toyota Prius, der gerade
auf dem deutschen Markt eingeführt wird. In Japan wurden bereits
mehr als 25000 Exemplare verkauft. Er hat ein sehr gut durchdachtes
Regelungssystem für den Einsatz der beiden Motorvarianten und
führte bisher zu einem etwa 20 Prozent geringeren Benzinverbrauch
gegenüber anderen Mittelklassefahrzeugen. Für den Nahverkehr
wurde von EvoBus/DaimlerChrysler ein Hybridfahrzeug entwickelt,
das u. a. auf der Expo in Hannover eingesetzt wurde.
Langfristig wird der Brennstoffzellentechnik eine erfolgreiche
Zukunft vorausgesagt. Die Brennstoffzelle hat keine rotierenden
Teile, ist sehr einfach aufgebaut und hat - im Falle der so genannten
PEM-Zelle, die eine protonendurchlässige Kunststofffolie als
Elektrolyt hat - Arbeitstemperaturen von nur 100 Grad Celsius. Die
Brennstoffzelle erzeugt elektrische Energie aus Wasserstoff und
Sauerstoff. Wasserstoff wird entweder aus Hochdrucktanks entnommen
oder aus Methanol bzw. Benzin über einen Reformerprozess gewonnen.
Alle großen Automobilfirmen haben Fahrzeug-Prototypen. Am
bekanntesten ist der NECAR 5 von DaimlerChrysler. Auch Omnibusse
mit Brennstoffzellentechnik für den Nahverkehr werden schon
erprobt.
Die alternativen Antriebstechniken sind Thema des 18. Internationalen
Electric Vehicle Symposium. Im Forschungsmarkt ist auch die TU Berlin
vertreten: Aus dem Fachgebiet Allgemeine Elektrotechnik und Systemelektronik
(Prof. Dieter Naunin) werden ein Batterie- und ein Energie-Managementsystem
für Fahrzeuge vorgestellt. Außerdem wird ein TWIKE, ein
dreirädriges Fahrzeug, präsentiert, dem im Rahmen der
Lehrveranstaltung "Fachübergreifendes Innovationslernen"
ein Brennstoffzellensystem eingebaut wurde.
tui
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