Das Allerletzte

Schöne Beine haben sie, kräftig die Waden, zielsicher ist ihr Tritt gegen das Leder. Auch Macken haben sie: ein Trainer der angeblich zu Drogen griff, ein Stürmer, der seinen Finger in die Fankurve reckte und ein Clubmanager, dessen Hosenbund sich immer weiter dehnen muss. Ganz normal die Jungs, möchte man meinen. Doch hat das Fieber erst einmal um sich gegriffen, dann werden normale Wertmaßstäbe recht schnell aus den Angeln gehoben, selbst bei denen, die es besser wissen müssten. Nicht 50000 Euro Jahresgehalt, sondern 5 Millionen Mäuse legt man unseren jungen Fußballkickern (den Göttern im Trikot) auf den Tisch. Und wofür? Für einen bananenförmigen Flug des Balls in Richtung Tor natürlich.

Natürlich auch für einen gewagten Sprung des Torwarts bei einem Elfmeter. Und ein weiterer Grund ist uns nun von keinem Geringeren als unserem Kanzler demonstriert worden: für den Stimmenfang im Wahljahr. Seine Finanzspritze, die er den Deislers, Effenbergs und all den anderen jungen Ballkünstlern gewähren will, hat etwas mit Eigen-Rettung zu tun. Wir befinden uns nämlich in der zweiten Halbzeit zum Wahl-Coup im September. Kirch ist pleite und es könnte sein, dass unsere Fußballer, mit ihnen die Vereine und ein millionenstarker Fanblock, plötzlich ohne Geld, ohne Sendezeit und ohne Wochenendglücksgefühl dastehen.

Natürlich muss da der Hobbykicker Schröder eingreifen, retten, was zu retten ist und die ganze ballbegeisterte Gemeinschaft auf seine Seite ziehen. Doch Schröder muss aufpassen. Bayern München hat diese Rettungsstrategie in eigener Sache schon oft verfolgt, doch mit einem Unterschied. Ihr taktischer Schachzug auf dem grünen Rasen geschah des öfteren erst in der letzten Minute. Schröder muss also aufpassen, dass nicht Stürmer Stoiber noch ins Spiel eingewechselt wird.

stt


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