TU-Alumni heute

Wo das Unrealisierbare logisch wird, da sind meine Grenzen

Nicht weniger als 14 Patente hat der eifrige russische Wissenschaftler angemeldet

Dimitri Rakov

"In Russland ist die Forschung lebendig, aber die Bedingungen schwierig. Weder die wissenschaftlichen Arbeitsmöglichkeiten sind besonders gut, noch die Chancen der Umsetzung von Erfindungen", sagt Dimitri Rakov. Wie Tausende anderer russischer Forscher arbeitet auch der 37-jährige Ingenieur mit Doktortitel deshalb gern im Ausland. Zurzeit ist Dimitri Rakov als Humboldt-Stipendiat am Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin bei Prof. Dr.-Ing. Thorbeck und arbeitet dort an Methoden, die das Verhalten großtechnischer Systeme prognostizieren. Dabei fällt auch die eine oder andere Erfindung ab, die eigentlich nichts mit Luftfahrt zu tun hat. Zum Beispiel die Entwicklung eines Systems, mit dem Körperbehinderte und Sehbehinderte leichter kommunizieren können. Es handelt sich dabei um einen besonderen Handschuh, der mit kleinen Sensoren ausgestattet ist und der mithilfe einer Spezialtastatur die Bedienung des Computers ermöglicht. Die Anordnung der Tastaturkontakte auf dem Handschuh ist einfacher als die Blindenschrift Braille.

Surrealistische Konstruktionszeichnungen ...

Dimitri Rakov ist ein sehr produktiver Erfinder. Nicht weniger als 14 Patente hat er mittlerweile angemeldet, und das auf den verschiedensten Gebieten: Raketentechnik, Medizin, Elektronik, Computertechnik und Umweltschutz. Mehr als 70 wissenschaftliche Veröffentlichungen hat er publiziert, unter anderem in Deutschland, in der Schweiz, in Italien und in den USA. Doch: "Ich bin Wissenschaftler und kein Kaufmann, deswegen brauche ich für die Umsetzung meiner Erfindungen kompetente Partner", gibt er unumwunden zu. Im Berliner Institut für Luft- und Raumfahrt entwickelte er bis Ende März 2002 eine Methode zur Erforschung komplexer Zusammenhänge in großtechnischen Systemen, die auf dem selbst entwickelten Computerprogramm "Occam" basiert. Diese Methode kann man beispielsweise bei der Berechnung verschiedener Charakteristika von Landekapseln und treibgasgefüllten Ballonen anwenden, die in 20 Kilometern Höhe fliegen und nach Rakovs Vorstellungen bald Mobilfunkmasten ersetzen könnten.

... sind Rakovs Hobby

Kontakte zur TU Berlin hat Dimitri Rakov schon seit Jahren. Immer wieder war er, Angestellter der russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, auf Kongressen in Deutschland und suchte die Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen. "Hier in der TU Berlin ist die Zusammenarbeit mit den Kollegen besonders erfreulich, und die wissenschaftlichen Möglichkeiten sind vielfältig", begeistert sich der blonde Russe. "Aber auch das Leben in Berlin gefällt mir, weil es so multinational und kulturell so abwechslungsreich ist."

Doch Langeweile ist dem motivierten Wissenschaftler, der sich bereits wieder um einen Forschungsauftrag beim DAAD beworben hat, sowieso fremd. In seiner knappen Freizeit erstellt er oft surrealistische Konstruktionszeichnungen im Stil des niederländischen Illusionsgrafik-Künstlers M. C. Escher. "Das hat durchaus etwas mit meinem Beruf zu tun", erklärt er dazu, "ich arbeite nicht nur an dreidimensionalen, sondern auch an mehrdimensionalen Objekten, die in der Realität gar nicht darstellbar sind. Ich versuche die Logik im Unrealisierbaren zu finden und suche so nach meinen Grenzen."

Patricia Pätzold

www.rakov.de


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