Noch nicht mal Geld für Zeitungen

Das uniRadio 87,9 bangt nach wie vor um seine Existenz

Wenn wir jetzt auch noch Miete an die FU-Verwaltung zahlen müssen, können wir den Laden wirklich dichtmachen", meint Tim Fiege, einer der letzten beiden verbliebenen Redakteure des uniRadios 87,9. Die finanzielle Situation des Senders, der einmal von zwölf Hochschulen des Landes getragen wurde, ist prekär. Jetzt wurden ihnen auch noch die Tageszeitungsabonnements gestrichen.

"Um jeden neuen Kopfhörer, um jede neue Kassette müssen wir betteln."

"Wie wir uns ohne Presselektüre auf Interviews vorbereiten oder aktuell bleiben sollen, ist mir schleierhaft", sagt Fiege dazu. Schon Anfang 2000 wurde die Sendezeit von 17 bis 18 Uhr auf 19 bis 21 Uhr verschoben. Seitdem sendet das uniRadio über UKW 87,9 MHz und im Berliner, Potsdamer und Cottbusser Kabel. Von den ursprünglich zwölf Mitgliedern des "Vereins uniRadio Berlin - Brandenburg e.V.", waren nach und nach bis auf drei Mitglieder alle anderen ausgestiegen. Zum Jahresende wollten auch Freie Universität und Fachhochschule "Alice Salomon" das noch verbleibende Mitglied Universität der Künste verlassen. Das hätte das "Aus" für diesen als Ausbildungsstätte genutzten Sender bedeutet. Die unmittelbare Gefahr ist erst einmal abgewendet. Sie sind dabei geblieben. Doch nun verlangt die FU-Verwaltung Miete vom Institut für Publizistik, das gar kein Budget dafür hat. "Schon jetzt müssen wir um jeden neuen Kopfhörer, um jede neue Kassette betteln", klagt Fiege sein Leid. Und das, obwohl seit Beginn 1996 annähernd 600 Praktikanten aller Berliner und Brandenburger Hochschulen und Universitäten dort ausgebildet wurden, journalistische Workshops von Moderationstraining bis Online-Redaktion angeboten werden.

Ohne die fünfzehn ehrenamtlichen Mitarbeiter geht es nicht.

Mit zwei bezahlten Redakteuren, einem Techniker, rund 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern und einigen Praktikanten hält sich das UniRadio mühsam über Wasser. Der Anteil der Wortbeiträge musste unter diesen Umständen schon beträchtlich sinken. Nur noch montags, mittwochs und freitags senden die Radiomacher ein aktuelles Magazin über Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Ansonsten ist der Musikanteil gestiegen. Aber auch hier will man natürlich Qualität bieten. Interviews mit Bands, Musikbesprechungen stehen hoch im Kurs der Hörer und Hörerinnen. Neidisch schaut man auf die anderen großen deutschen Universitätsstädte, die fast alle einen Unisender vorweisen können und sogar teilweise 24 Stunden täglich senden.

Die Idee, Sponsoren zu finden, hat sich als nicht praktikabel erwiesen, da auch der Weg durch die Gremien viel zu zeitaufwändig ist, um für die Werbebranche attraktiv zu sein. Immerhin gibt es derzeit Verhandlungen mit dem Sender Freies Berlin (SFB), der eventuell Senderäume zur Verfügung stellen kann. Die Landesmedienanstalt hat Gelder versprochen. "Etwas Greifbares haben wir aber nicht", sagt Tim Fiege. "Wir wünschen uns sehr, eine langfristige Sicherung zu erhalten. Das ginge am besten, wenn die ausgetretenen Hochschulen wieder ins Boot kämen."

Patricia Pätzold


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