TU intern - Februar/März 2002 - Aktuelles

Evaluierungen an der TU Berlin - mehr als ein Papiertiger

„Es müssen alle mithelfen - die Zeit drängt“

Evaluation - das Schlagwort geistert seit einiger Zeit fast bedrohlich durch die Flure der Fakultäten. Laut Hochschulvertrag sollten sich bis zum Jahresende 2001 sechs Studiengänge der Technischen Universität Berlin einer Evaluation unterzogen haben. Bis zum Jahresende 2004 sind sogar fast alle Studiengänge zu evaluieren, da insgesamt 90 Prozent der Studierenden erfasst werden sollten. Eine gigantische Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der Gesamtprozess einer Evaluation mindestens drei Semester pro Studiengang dauert. Können die Verträge eingehalten werden?

„Wir sind dringend auf die Mithilfe der Fakultäten angewiesen, und zwar auf die aller Statusgruppen. Für den Erfolg des Verfahrens ist die Akzeptanz in den Fakultäten entscheidend“, erklärt Dr. Patrick Thurian. Er ist verantwortlich für den Bereich Lehre und Studium im Referat Hochschulcontrolling.

Die Evaluierung läuft in drei großen Schritten ab: Zunächst erstellt die Fakultät einen Selbstreport, der die Ergebnisse der Untersuchung eines Studienganges mit fakultäts- bzw. studiengangsspezifischen Fragestellungen enthält (zum Beispiel von der Bibliothek bis zur Organisation des Lehrangebots und den Lehrinhalten) sowie Pläne und Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung, beispielsweise einer Neustrukturierung. Der Report wird an eine Gutachtergruppe geschickt, eine so genannte PEER-Group, die meist aus fünf unabhängigen Angehörigen anderer Hochschulen besteht. Nach dem Studium des Reports besuchen die Gutachter die Fakultät persönlich, führen Gespräche vor Ort und halten in ihrem „PEER-Report“, der wiederum von der Fakultät und vom Präsidenten geprüft wird, Verbesserungsvorschläge und -maßnahmen fest. Die Umsetzung relevanter Evaluationsempfehlungen soll im Rahmen von Zielvereinbarungen zwischen der Fakultät und dem Präsidenten erfolgen. Bis zu einer Million Euro stehen dafür im Jahr 2002 zur Verfügung.

Von den sechs geplanten Studiengangsevaluationen im alten Hochschulvertrag sind bisher die Geoingenieurwissenschaften, die Informatik und die Physik weitgehend abgeschlossen, bei zweien fehlt noch die Stellungnahme der Fakultät zum Abschlussbericht. Die Elektrotechnik befindet sich zurzeit im Zusammenhang mit der Einführung gestufter Studiengänge in einem Akkreditierungsprozess, der eine Evaluierung ersetzt. Auch die Chemie hatte geplant, in einen Akkreditierungsprozess einzutreten, und deswegen habe man vorläufig von der Evaluierung abgesehen. „Manche Fakultäten lassen sich mit ihren Aktivitäten über Gebühr Zeit, und wir haben leider wenig Möglichkeiten, Druck zu machen.“ Man könne nur immer wieder darauf hinweisen, dass die TU Berlin weniger Mittel zur Verfügung gestellt bekommt, wenn sie ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt. „Wir müssen uns schon ein bisschen sputen“, gibt Patrick Thurian zu, „in absoluten Zahlen haben die Humboldt- und die Freie Universität schon wesentlich mehr evaluiert. Allerdings ist die Verbindung zwischen den Umsetzungsempfehlungen und dem Zielvereinbarungsprozess ein systematischer Ansatz, der garantiert, dass die Evaluation mehr ist als ein Papiertiger.“ Ein Lob aus Thurians Mund trifft die Fakultät I. „Die haben einen mustergültigen Vorgehensplan aufgestellt. Davon können sich viele eine Scheibe abschneiden!“

Patricia Pätzold


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