TU intern - Februar/März 2002 - Menschen

Computerpionier wird Ehrendoktor

TU Berlin ehrt Prof. Dr.-Ing. Fritz-Rudolf Güntsch


Fritz-Rudolf Güntsch trug sich gern in das Goldene Buch der Technischen Universität ein

Die TU Berlin hat Prof. Dr.-Ing. Fritz-Rudolf Güntsch am 28. Januar 2002 die Ehrendoktorwürde verliehen. Damit wurden seine herausragenden Leistungen gewürdigt, die wegbereitend waren für die Erarbeitung der Grundlagen der Informatik, für den industriellen und kommerziellen Einsatz innovativer Computer-Technologien sowie den programmatischen und kontinuierlichen Aufbau der Informatik als Studien- und Forschungsgebiet und dessen systematische Förderung in der Bundesrepublik Deutschland.

Fritz-Rudolf Güntsch, 1925 in Berlin geboren, studierte von 1947 bis 1954 Theoretische Physik an der Technischen Hochschule Karlsruhe und der Technischen Universität Berlin. Er arbeitete während und nach seinem Studium bei Professor Haack und Professor Gundlach an der TU Berlin und war seit 1954 mit der Entwicklung von Rechnern und ihrer Programmierung beschäftigt. In dieser Zeit entstand ein Magnetbandrechner, der als Hauptspeicher ein einfaches Magnet-Tonbandgerät enthielt. Im Rahmen seiner Dissertation bei Professor Haack, TU Berlin, und Professor Stiefel, ETH Zürich, entwickelte er den ersten virtuellen Speicher. Allerdings wird dieses Ergebnis aufgrund unzureichender Publikation gemeinhin der Universität Cambridge, Großbritannien, (Großrechner Ferranti ATLAS) zugesprochen.

Bei Konrad Zuse arbeitete er maßgeblich an der Entwicklung der Z 22 mit und baute basierend auf diesen Erfahrungen das Rechenzentrum der TU Berlin auf. Darüber hinaus übernahm er die Planung des Rechenzentrums des Hahn-Meitner-Instituts. 1958 wechselte er in die Industrie und wurde Leiter einer Laborgruppe und später Leiter der Fachgebiete „Elektronische Rechner“ und „Großrechner“ im neugegründeten Telefunken-Geschäftsbereich „Informationstechnik“ in Konstanz. Mit diesen Fachgebieten konnte er sehr erfolgreich auf dem Gebiet der Transistorenrechner arbeiten und entwickelte mit ihnen den TR 440, der, mit einem sehr fortschrittlichen Betriebssystem ausgestattet, das leistungsfähigste in Europa entwickelte und eines der interessantesten Rechnersysteme seiner Zeit war.

In das Bundesministerium für Verteidigung wechselte er 1969 und 1971 in das spätere Bundesministerium für Forschung und Technologie. In seinem Verantwortungsbereich lagen insbesondere die Förderungen der Datenverarbeitung und speziell die Programme zum Aufbau von vierzehn Informatik-Schwerpunkten an Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland, aus denen sich die heutigen Fakultäten, Fachbereiche und Institute für Informatik entwickelten. Die Durchführung dieses Programms hat in der Bundesrepublik die Informatik als eigenständige Disziplin begründet. Ohne ein solches Programm wäre es nur schwer möglich gewesen, mit den notwendigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, vor allem aber in der Ausbildung, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Professor Güntsch ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes, Offizier des französischen Verdienstordens und Ehrenbürger von Huntsville, Alabama.

mika


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