TU intern - Februar/März 2002 - Menschen
Neu
berufen
|
John
Banhart
Metallschaum - ein Material mit Zukunft
|
|
Im Leben des Menschen
haben Werkstoffe zu allen Zeiten eine wesentliche Rolle gespielt.
So sieht man schon an der Stein-, Bronze- oder Eisenzeit, dass ganze
Epochen der Geschichte durch die Verwendung eines bestimmten Werkstoffes
geprägt sind. Ohne Fortschritte auf dem Gebiet der Werkstoffe
wären auch die derzeitigen Entwicklungen im Technischen Zeitalter
undenkbar. Mit der Erforschung von Materialien beschäftigt
sich das Fachgebiet Struktur und Eigenschaften von Materialien am
Institut
für Werkstoffwissenschaften und -technologien der TU Berlin,
auf das Prof. Dr. John Banhart im Wintersemester 2001/2002 berufen
wurde. Seit Beginn des Jahres wurde unter der Leitung von Prof.
Banhart damit begonnen, ein neues Fachgebiet aufzubauen, das sich
vornehmlich mit Metallschäumen befassen wird.
Metallschäume sind
meist auf Aluminium basierende Materialien, die zu 85 % aus Luft
und nur zu 15 % aus Metall bestehen. Sie sind konventionellen Kunststoffschäumen
äußerlich sehr ähnlich, haben aber vielfach höhere
Festigkeiten und auch andere Eigenschaften, die für einen metallischen
Werkstoff typisch sind. Man erhofft sich interessante Anwendungen
dieser Schäume vor allem im Bereich Fahrzeugbau, da Metallschäume
zu Leichtbauelementen geringen Gewichts, aber hoher Steifigkeit
verarbeitet werden können. Metallschäume sind darüber
hinaus auch in der Lage, im Crashfall eine große Menge von
Aufprallenergie aufzunehmen, und haben außerdem ein günstiges
Dämpfungs- und Dämmungsverhalten. Im Bereich der Grundlagenforschung
wird derzeit das Aufschäumverhalten von Metallschäumen
untersucht. Hierzu kommen Filme zum Einsatz, die den Schäumprozess
im Röntgenlicht visualisieren und zum Beispiel das Fließverhalten
von Schäumen in Werkzeugen zeigen. Im Rahmen eines von der
Europäischen Raumfahrtagentur ESA finanzierten Projektes wird
an der Entwicklung eines Experimentes gearbeitet, das die Beobachtung
von flüssigen Metallschäumen unter Schwerelosigkeit ermöglichen
soll, wovon man sich wertvolle Hinweise darüber erhofft, wie
die Rezepturen verändert werden müssen, um den Schaum
zu verbessern.
Geplant ist die Einrichtung
eines Labors an der TU Berlin, an dem die Arbeiten zur Entwicklung
von Metallschäumen weitergeführt werden sollen. Mit der
Berufung an die TU Berlin ist die Leitung der Abteilung Werkstoffe
am Hahn-Meitner-Institut verbunden. Daher werden die Arbeiten an
der TU Berlin eng mit den Aktivitäten in der Abteilung Werkstoffe
am Hahn-Meitner-Institut verzahnt sein.
Der 1958 in Esslingen
geborene John Banhart absolvierte ein Studium der Physik an der
TU München, an der er auch 1989 im Fachbereich Physikalische
Chemie promovierte. Zu Forschungszwecken verbrachte er 1987
und 1990 jeweils ein halbes Jahr an der Universität Wien und
der TU Wien. 1991 wechselte er an das Fraunhofer-Institut für
Angewandte Materialforschung in Bremen. Am Fachbereich Physik der
Universität Bremen habilitierte er sich 1998 mit einer Arbeit
zu den Transporteigenschaften komplexer metallischer Systeme. Prof.
Banhart hat in zwei Schwerpunktforschungsbereichen und einem Sonderforschungsbereich
der DFG mitgearbeitet.
mika
Leserbriefe
|