TU intern - Februar/März 2002 - Forschung
Feste Zähne sind
Gold wert
Wenn
alle Möglichkeiten der Restauration ausgeschöpft, alle
Rettungsversuche vergeblich geworden sind, gibt es nur noch eine
Möglichkeit: Der Zahn muss raus. Soll nun ein Stiftzahn die
so entstandene Lücke schließen, dann heißt es erst
einmal geduldig warten. Denn bis der Metallstift, der als Zahnwurzel
fungiert, eingewachsen ist und der Zahn belastet werden darf, kann
es bis zu fünf Monaten dauern. Diese Geduldsprobe könnte
bald der Vergangenheit angehören - dank neuer Zahnwurzelimplantate,
die ähnlich wie ein Dübel im Kiefer verankert werden.
Entwickelt wurde die
neue Verankerungstechnik für Stiftzähne von Prof. Dr.
Helmut Käufer, Dr.-Ing. Aravind Bedekar und Dr. Alexander Bongers
am Polymertechnik/Kunststofftechnikum
der TU Berlin.
Die für die Implantate
verwendeten Kunststoffe sind ähnlich hart wie Knochen und gleichzeitig
elastisch. Die künstlichen Zahnwurzeln sind dünnwandige
Zylinder mit haubenförmigem Boden und haben auf der Innenseite
eine Schraube, die den Zylinder dehnt, bis er fest in der Öffnung
des Kiefers verankert ist - ähnlich wie ein Dübel in der
Wand. Dadurch kann das Zahnwurzelimplantat, gleich nachdem es eingesetzt
wurde, seine Aufgabe erfüllen, und der Patient muss nicht warten,
bis es eingewachsen ist. Damit das Implantat noch fester sitzt,
befinden sich auf der Oberfläche Fibrillen, die den Druck auf
den Kiefer beim Einschrauben abdämpfen. Zudem können daran
die knochenbildenden Zellen besser anhaften als an glatten Oberflächen.
Die künstliche Wurzel wird somit noch fester verankert. Die
Dübel-Methode hat noch einen weiteren Vorteil -
sie ist circa zehnmal kostengünstiger als die bisherige Verankerungstechnik
mit Metallstiften. Die Herstellung und das Einsetzen eines Stiftzahnes
würden damit nun noch mit circa 400 statt 4000 Euro zu Buche
schlagen.
In Tests, die ein Jahr
Kaudauer simulieren, hat sich die neue Technik bereits bewährt.
Die Entwicklung stößt in der Wirtschaft auf Interesse,
ein Unternehmen steht schon in den Startlöchern, um diese Wurzelimplantate
zu produzieren. Bisher fehlt allerdings noch die medizinische Zulassung
des Verfahrens.
tui
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