TU intern - Januar 2002 - Alumni
Zu
schade für den Banksafe
Ein Lutherbrief und
zwei TU-Alumni
Die meisten von uns wären
ja schon glücklich , wenn sie noch einen Brief der Großmutter
besitzen würden, den diese vielleicht zu Beginn des letzten,
noch nicht lange verstrichenen Jahrhunderts, geschrieben hat - so
ein altes Schriftstück hat man ja selten in der Hand. Briefe
aus noch früheren Jahrhunderten besichtigt man hingegen eher
im Museum, noch dazu wenn diese Briefe dann auch noch von bekannten
historischen Persönlichkeiten stammen. Prof. Dr. Hans-Eckhart
Gumlich, emeritierter Professor am Institut
für Festkörperphysik der TU Berlin und Mitglied im
TU-Alumni-Programm,
hingegen musste nur zu seinem Bankschließfach gehen und konnte
dann ein sehr altes Schriftstück von einem sehr bekannten Verfasser
in den Händen halten. In seinem oder besser gesagt im Besitz
der Familie Gumlich befand sich nämlich über Generationen
hinweg ein Brief von Martin Luther! Geschrieben am 1. April 1530!
Der in lateinisch geschriebene Brief ist an zwei Glaubensbrüder
gerichtet, die in Belzig gefangen gehalten wurden. Martin Luther
tröstet die beiden und schreibt, dass er sich beim Kurfürsten
für deren Freilassung einsetzen wird.
Ihnen wurde vorgeworfen,
einen gewissen Campanus beherbergt zu haben, der in den Auseinandersetzungen
mit der Täuferbewegung, die in diesen Jahren Deutschland beherrschte,
von seinen Gegnern verfolgt wurde. Luthers Bitte beim
Kurfürsten war erfolgreich, und die beiden Gefangenen wurden
wieder freigelassen. Der Brief, der einen entscheidenden Zeitpunkt
der Reformationsgeschichte beschreibt, kam durch die Jahrhunderte
über verschiedene Pfarrhäuser im Jahre 1850 in den Besitz
des Superintendenten und Kirchenrat Ernst Gumlich in Neustadt bei
Coburg, den Urgroßvater von Hans-Eckhart und Geert Gumlich
(ebenfalls TU-Alumnus). Für eine dauerhafte Aufbewahrung in
einem Banksafe zu schade, dachten sich die Brüder Gumlich und
entschieden im letzten Jahr gemeinsam, den Brief an das Landeskirchliche
Archiv der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg zu übergeben.
Bettina
Klotz
Leserbriefe
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