TU intern - Januar 2002 - Menschen
Neu
berufen
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Hans-Ulrich
Heiß
Tragfähige Netze knüpfen
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Seit März vergangenen
Jahres vertritt Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß das Fachgebiet
Kommunikations- und Betriebssysteme der Fakultät Elektrotechnik
und Informatik der TU Berlin.
Die Durchdringung unserer
Alltagswelt mit Produkten der Informationstechnik hat im letzten
Jahrzehnt weitere dramatische Dimensionen angenommen. Dabei geht
es zunehmend auch um die schleichende Einbettung von vernetzten
IT-Komponenten in Gegenstände des Alltags von der Waschmaschine
bis zu Kleidungsstücken. Die Herausforderungen der Zukunft
liegen daher in der Beherrschung der zunehmenden Komplexität
der Programmsysteme, die nicht nur immer umfangreicher werden, sondern
auch noch nebenläufig und räumlich verteilt ablaufen und
deren Fehlverhalten in steigendem Maße nicht nur ärgerlich
ist, sondern immense wirtschaftliche Schäden verursachen oder
gar Menschenleben bedrohen kann.
Den Betriebssystemen
kommt insofern eine zentrale Stellung zu, als sie - angesiedelt
zwischen der Rechnerhardware und den Anwendungsprogrammen - die
Aufgabe haben, das Nebeneinander und Miteinander von Programmen
oder Programmteilen in sicherer und effizienter Weise zu organisieren.
So wie der Staat für die Bürger und die Wirtschaft eine
Infrastruktur in Form von immateriellen (Gesetze und Verordnungen)
und materiellen Einrichtungen (Verkehrswege, Kommunikationseinrichtungen)
zur Verfügung stellt, muss auch das Betriebssystem eine Infrastruktur
für die Programme schaffen und verwalten. Dabei hat es neue
Strukturen auf Hardwareseite (Mobile Geräte, Parallelrechner,
Funknetze) als auch neue Anforderungen auf Anwendungsseite (Multimedia,
WWW) zu berücksichtigen, was wiederum Rückwirkungen auf
die Gestaltung und die Angebotspalette des Betriebssystems hat.
So ist auch die Bezeichnung des Fachgebiets Kommunikations-
und Betriebssysteme zu erklären, die der Tatsache Rechnung
trägt, dass Rechner heutzutage selten isoliert, sondern in
der Regel Bestandteile vernetzter Systeme sind, Betriebssysteme
daher über Rechnergrenzen hinweg tätig werden müssen.
Ähnlich wie der
Architekt eines Gebäudes mit Hilfe statischer Berechnungen
den Nachweis liefern muss, dass der gewählte Entwurf tragfähig
ist, dass also die Dimensionierung der Komponenten ausreichend ist,
um ein Zusammenbrechen zu verhindern, muss auch der Entwerfer eines
komplexen Hardware/Software-Systems prüfen und nachweisen,
dass ein gegebenes System seinen Zeitanforderungen genügt.
Daher befasst sich das Fachgebiet mit der Leistungsbewertung von
Rechensystemen. Hier soll durch Messung und durch quantitative Modelle
(analytisch und simulativ) die Tragfähigkeit komplexer
Rechensysteme überprüft werden. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt
bildet die Rechnersicherheit, also der Schutz von Programmen und
Daten vor unberechtigtem Zugriff oder Manipulation.
Hans-Ulrich Heiß
wurde 1953 in Heidelberg geboren und studierte Informatik an der
Universität Karlsruhe. Anschließend war er dort am Lehrstuhl
für Betriebssysteme als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig
und promovierte über Überlastphänomene in Rechensystemen.
1988/89 verbrachte er ein Jahr als Post-Doc-Fellow am IBM Watson
Research Center in Yorktown Heights (N.Y.) und 1990 ein Semester
als Gastprofessor an der Universität Helsinki in Finnland.
Nach seiner Rückkehr nach Karlsruhe habilitierte er sich dort
1993 mit einer Arbeit über Prozessorzuteilungsprobleme in Parallelrechnern.
Es folgten eine Gründungsprofessur für Verteilte Systeme
und Betriebssysteme an der TU Ilmenau und eine Professur für
Praktische Informatik an der Universität Paderborn.
mika
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