TU intern - Januar 2002 - Forschung

Neues Verfahren erfasst die Verkehrslage aus der Luft

Ein Bild ersetzt tausend Worte

Wer kennt sie nicht, die fliegenden Reporter, die allmorgendlich Autofahrer per Radio über die momentane Verkehrssituation aufklären. Diese Aktivitäten dienen jedoch mehr Werbezwecken als einem flächendeckenden Verkehrsmanagement. Davon ist Deutschland weit entfernt. Vor allem fehlt es an geeigneten Ausrüstungen zur schnellen Datenauswertung. Nach mehrjähriger Forschung stellte jetzt Prof. Dr. Frithjof Voss vom Institut für Geographie der TU Berlin ein neues Verfahren zur Erfassung der Verkehrslage aus der Luft vor, das auf Thermal-Infrarottechnik basiert.

“Fließender, aber auch ruhender Verkehr kann mit dem Verfahren beinahe in Echtzeit an beliebigen Orten analysiert werden“, berichtet Professor Voss. “Wir haben die Thermal-Infrarottechnik gewählt, um unabhängig von Wetter und Tageslicht Beobachtungsflüge durchführen zu können.“ Das Forschungsprojekt ist im Auftrag und in Kooperation mit der von Bernhard Grüber geleiteten BMW Group Verkehrskonzepte Berlin entstanden. Die konventionelle Erfassungstechnologie von Automobilen im Straßenverkehr beruht in den meisten Fällen auf der automatischen Zählung von Fahrzeugen an bestimmten Schnittpunkten. Je nach Technologie kann dabei auch die kollektive Geschwindigkeit des Verkehrs an diesem Punkt erfasst werden. Dieses Verfahren ist für Autobahnen, nicht aber für andere Straßennetze oder Ballungsräume geeignet. Auch andere zurzeit einsetzbare Verfahren, so Frithjof Voss, bildeten auf absehbare Zeit die Verkehrssituation eines Ballungsraumes nur rudimentär ab.

Umfassend überblickt man die Lage aus der Luft : “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Bei dem neuen Verfahren aus dem Institut für Geographie werden mit einer digitalen Thermal-Infrarotkamera synoptisch vom Flugzeug aus (verschiedene Höhen) mehrere Bilder pro Sekunde aufgenommen, zu einer Bodenstation gesendet und - in weniger als 0,5 Sekunden je Bild - die Zahlen der Automobile dreier verschiedenener Fahrzeugklassen genau aufgelistet: Personenwagen, Transporter und Lastwagen oder Busse. Kern des Verfahrens ist der Algorithmus zur Bildauswertung. Die Software erkennt die Fahrzeuge anhand ihrer spezifischen Eigenschaften wie Größe, Rechteckigkeit oder Thermalabstrahlung. Ein geplantes Pilotprojekt “Entwicklung und Erprobung eines luftgestützten Systems zum flächendeckenden Echtzeit-Verkehrsmonitoring“ der BMW Group und des FAV Berlin (Anwendungszentrum intermodale Verkehrstelematik) soll demnächst Aufschluss unter anderem über die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens für umfangreichere Anwendungen geben.

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