Architektur ist mehr als nur Geschmackssache

Adrian von Buttlar will Studierende für Denkmalpflege sensibilisieren

Adrian von ButtlarAuch Architektur ist politisch und Denkmalpflege sowieso. Die Diskussion um den Wiederaufbau des Stadtschlosses in der Mitte Berlins ist nur ein herausragendes Beispiel dafür, wie derzeit Stadtgeschichte architektonisch neu erfunden wird.

"Welche Geschichte Berlins soll hier rekonstruiert werden, welchen Teil der Geschichte gibt man auf, und wer will hier was und mit welchen Geschichtsbildern erreichen?" Professor Dr. Adrian von Buttlar lehrt seit Oktober 2001 an der TU Berlin am Institut für Geschichte und Kunstgeschichte. Architektur und Gartenkunst der Moderne sowie Denkmalpflege sind seine Schwerpunkte. Kritisch begleitet er deshalb die aktuellen Konflikte und Diskussionen in der Stadtbaupolitik der Hauptstadt. Adrian von Buttlar studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Soziologie in München und London. Zuletzt war er Professor und Direktor am Kunsthistorischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Forschungen zur Geschichte der Gartenkunst und Architektur des 19. Jahrhunderts machten ihn international bekannt.

Die Abrissbirne bedroht derzeit besonders die Bauten der 50er-Jahre. Der geplante Verkauf und Abriss des denkmalgeschützten TU-Gebäudes für Bergbau und Hüttenwesen, das der Architekt Willi Kreuer zwischen 1955 bis 1959 errichtete, sei da nur ein Beispiel von vielen, so Buttlar. Deshalb gehört zur aktuellen Forschungs- und Lehrtätigkeit des 53-Jährigen die Beschäftigung mit der historischen Herleitung und Analyse der baukünstlerischen Qualitäten der Vor- und Nachkriegsmoderne. "Berlin wird gerade stark historisiert", meint Buttlar, Vorsitzender des Landesdenkmalrates Berlin. Adrian von Buttlar ist zudem Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Thüringer Schlösser und Gärten und der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten von Berlin-Brandenburg.

Für den Konflikt, wie architekturhistorische Bauten des 20. Jahrhunderts im Sinne der Denkmalpflege bewahrt werden können und wie gleichzeitig mit Architektur Geschichte gemacht wird, will Adrian von Buttlar auch die Studierenden sensibilisieren. In der Lehre ist ihm deshalb der Bezug zur Praxis sehr wichtig. Zudem möchte er aber auch ein gutes Basiswissen und ein Bewusstsein für historische Zusammenhänge vermitteln. "Das heißt für mich im Sinne der TU-Leitlinien, praxisnahe Architektur und Kunstgeschichte betreiben", sagt der Professor. Ein Projekt ist dabei die Kooperation mit der Technischen Universität in Istanbul, das Adrian von Buttlar weiter führt. Einer Exkursion nach Istanbul, die deutsche und türkische Studierende gemeinsam organisierten, soll im nächsten Jahr der Gegenbesuch folgen; bilaterale Forschung ist das Ziel. Involviert ist er auch in die Reorganisation des Fachgebiets und des Studiengangs Kunstgeschichte. Einige kleine Schritte sind schon getan. Für das Bilddatenbankprojekt "Prometheus" werden derzeit die Bildmedien digitalisiert.

hkr


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