Wie bilden wir die besten Lehrer aus?

Die Berliner Universitäten arbeiten an neuen Modellversuchen

Helmut MehnertDie Technische Universität hat sich in ihrer Strukturplanung 1998 eindeutig für die Beibehaltung der Lehrerbildung ausgesprochen. Ihrem Profil entsprechend ist das die Ausbildung in technischen Fächern für berufliche Schulen, in Arbeitslehre, in naturwissenschaftlichen Fächern und in einer Reihe von geisteswissenschaftlichen Fächern für die allgemeinbildenden Schulen. Mit den Fachdidaktiken dieser Fächer und der Erziehungswissenschaft können Studierende damit ein vollständiges Lehramtsstudium mit einer ausreichenden Zahl von Fächerkombinationen an der Technischen Universität abschließen. Sie sind im Beruf die lebendige Brücke zu den Schulen, um bei den Schülerinnen und Schülern das Verständnis für Naturwissenschaft und Technik zu fördern. Die Ergebnisse der TIMSS- und der PISA-Studie verlangen geradezu, in diesem Bereich größeres Interesse zu wecken, um für bessere Leistungen und mehr Nachwuchs zu sorgen.

Seit Beginn des Jahres hat sich die Arbeitsgruppe der für Lehrerbildung zuständigen Vizepräsidenten der Berliner Universitäten zum Ziel gesetzt, in einem Modellversuch neue Formen der Lehrerausbildung in Berlin zu erproben. Das erarbeitete Reformmodell zur "Lehrerbildung an Universitäten" liegt den Hochschulen jetzt vor.

Das Papier analysiert die derzeitigen Stärken und Schwächen der fachwissenschaftlichen und -didaktischen, erziehungswissenschaftlichen und schulpraktischen Ausbildung sowie der organisatorischen Rahmenbedingungen. Demgegenüber stehen die Ansprüche an eine zeitgemäße Lehrerausbildung, und es werden Konsequenzen aus der aktuellen Bildungsdebatte und der notwendigen europäischen Angleichung abgeleitet.

Als unumgängliche Voraussetzung der Reform gilt eine Modularisierung der Studienanteile der Lehrerbildung mit stärkerer Verzahnung von Studium und Vorbereitungsdienst. Als nachfolgende Ziele werden die stärkere Verzahnung von erster und zweiter Phase (Studium und Vorbereitungsdienst) und die Einführung neuer Abschlüsse (Bachelor und Master) im Lehramtsstudium benannt.

Bereits ab dem Wintersemester 2003/2004 sollen zwei Modelle für acht Jahre erprobt werden, sofern Universitäten und beteiligte Senatsstellen zustimmen und das Berliner Parlament eine Gesetzesänderung (Erprobungsklausel im Lehrerbildungsgesetz) vornimmt: Der eine Weg führt über den Bachelor-Abschluss nach einem siebensemestrigen Studium und einem eineinhalbjährigen Vorbereitungsdienst direkt in die Schule. Auf dem anderen Weg schließt sich an den Bachelor ein zwei- bis viersemestriges Masterstudium plus Vorbereitungsdienst an. Die Modelle lassen jedoch den beteiligten Universitäten und Fächern noch verschiedene Erprobungsmöglichkeiten offen.

Das 23-seitige Reformkonzept greift insgesamt tief in die bisherige Struktur der Berliner Lehrerbildung ein. Man darf also gespannt sein, wie sich die TU Berlin in der derzeit laufenden Beratungsphase positionieren wird.

Helmut Mehnert,
Zentralstelle für Lehrerbildung

Lehrerbildung@TU-Berlin.de


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