Wir vermissen die jüngere Generation als KollegenAlumni heute: Barbara Hellwig ist mit Leib und Seele Lehrerin - weil sie selber gerne lernt
Ursprünglich hatte sie an der Pädagogischen Hochschule in Aachen das erste Staatsexamen mit einem Wahlfach, nämlich Kunsterziehung, abgelegt. In den 70er-Jahren bekam sie in Berlin eine Stelle als "Lehrerin zur Ausbildung", legte hier das zweite Staatsexamen ab, wurde Jahre später, 1989, sogar Konrektorin. Sie hatte viel erreicht, der Job machte ihr Spaß, und sie hätte zufrieden sein können, aber irgendetwas trieb sie an, irgendetwas war noch offen in ihrem Berufsleben. "Vielleicht hatte ich immer das Gefühl von Zweitrangigkeit mit meinem PH-Abschluss. In unserer Familie gab es viele Akademiker", sinniert Barbara Hellwig. Sie beschloss, mit über vierzig Jahren noch einmal zu studieren. Mit einer Freundin schrieb sie sich an der TU Berlin für das Fach Deutsch ein. "Dass ich hierher kam, das war für mich eine goldene Entscheidung, ein großes Glück. Ich wohnte nicht weit, in Wilmersdorf. Der Fachbereich war überschaubar, ich hatte guten Kontakt zu meinen jungen Kommilitonen und Kommilitoninnen. Auf dem Campus lag alles nahe beieinander, sodass ich viele Kurse nacheinander belegen konnte." Zeit hatte Barbara Hellwig nämlich nicht so viel wie andere Studierende. Die ersten zweieinhalb Jahre studierte sie nebenberuflich. Und da war noch etwas: "Ich war auch ein bisschen stolz, an einer technischen Universität zu sein", verrät sie. Plötzlich war sie wieder Lernende. "Ich merkte, sobald ich die Kompetenz und Autorität des Professors anerkannte, konnte ich mich auch auf die Inhalte der Lehre konzentrieren." Die Lehrerin weiß heute: Auch Kindern geht es nicht anders, und deswegen ist es ihr sehr wichtig, eine gute zwischenmenschliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Ihr ist zwar klar, dass sie nie alle Kinder wird erreichen können. Doch so vielen wie möglich möchte sie Freude an der Schule vermitteln, die sie selbst als Kind gehabt hat, und verhindern, dass die Schule als Repression gesehen wird. "Viel hängt natürlich auch davon ab, was die Kinder aus dem Elternhaus mitbringen. Man kann an den Kindern die Schulerfahrungen die Eltern ablesen." Doch sie merkt auch, dass der Abstand gerade zu den Grundschuleltern immer größer wird. "Um das auszugleichen, fehlt uns an den Schulen wirklich eine ganze Lehrergeneration, wir vermissen die jungen Lehrer und Lehrerinnen sehr." Patricia Pätzold |
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