Ritterschlag für die Berliner Mathematik

DFG vergab großes Forschungszentrum an die Spree

Kooperation schreiben die Mathematiker in Berlin groß: Prof. Dr. Martin Grötschel - Koordinator -, Technische Universität Berlin und Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB); Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel, Vizepräsident für Forschung der HU Berlin; Prof. Dr. Kurt Kutzler, Präsident der TU Berlin; Prof. Dr. Peter Deuflhard, Freie Universität Berlin und Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB); Prof. Dr. Jürgen Sprekels, Humboldt-Universität zu Berlin und Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS); Prof. Dr. Gerhard Braun, Vizepräsident der FU Berlin. (v.l.n.r.)

"Ohne Mathematik tappt man doch immer im Dunkeln" - die Aussage ist nicht neu. Vor mehr als 150 Jahren zeigte sich der Berliner Student Werner Siemens einsichtig. Mathematik ist unbestritten die Sprache der Wissenschaft und Technologie. Sie ist zugleich eine treibende Kraft fast aller Hochtechnologien. Doch wer weiß das? Um genau das zu ändern, sind Berliner Mathematikerinnen und Mathematiker angetreten.

"Wir haben ganz bewusst die Mathematik in das Zentrum unserer Planung gestellt", erzählt TU-Professor Martin Grötschel. Die Planungen von mehreren Wissenschaftler-Teams der drei Berliner Universitäten sowie des Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik (ZIB) und des Weierstraß-Instituts für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) rankten anderthalb Jahre um die Beantragung eines DFG-Forschungszentrums. Mit dem neuen, erst wenige Jahre alten Förderinstrument der Deutschen Forschungsgemeinschaft soll deutsche Spitzenforschung mit internationaler Ausstrahlung massiv unterstützt werden.

Doch die Mathematik ist weitaus mehr als "nur" die Sprache der Wissenschaft. Ohne die Algorithmen der Mathematik ist ein effizienter, kostengünstiger und ressourcenschonender Einsatz neuer Technologien nicht möglich. Mathematische Modellierung, Simulation und Optimierung sind zu wichtigen Produktionsfaktoren geworden.

Angewandte Mathematik ist damit selbst eine Schlüsseltechnologie im globalen Wettbewerb um Ressourcen und Marktanteile. Sie wirkt jedoch im Verborgenen: Ihre Beiträge zur Problemlösung sind den Endprodukten meist nicht anzusehen. Wer weiß schon, dass manche Therapie im Krankenhaus durch Mathematik gesteuert wird, dass das Layout von Mikrochips mit Mathematik geplant wird oder dass Bus, Bahn und Flugzeug ihre Einsatzpläne der Mathematik zu verdanken haben? Nur diejenigen, die Mathematik als Schlüssel "benutzen" und schnell - je nach Marktbedürfnis - neue Türen aufschließen, werden künftig konkurrenzfähig bleiben. Von Bedeutung ist auch, dass bei der enormen Beschleunigung des wissenschaftlichen Fortschritts nicht die Luft ausgeht. Gezielte Anstrengungen und eine Bündelung der Kompetenzen sind daher der richtige Weg, um die Potenzen der angewandten Mathematik schnell "nutzbar" zu machen. Dies geschieht mit dem neuen DFG-Forschungszentrum "Mathematik für Schlüsseltechnologien - Modellierung, Simulation und Optimierung realer Prozesse", das an der TU Berlin angesiedelt sein wird.

Neben seinen wissenschaftlichen Aktivitäten wird sich das Zentrum auch besonders um die Verbesserung der mathematischen Lehre in Schulen und Hochschulen kümmern, es wird den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und den Technologietransfer aus dem Zentrum in die Wirtschaft intensiv unterstützen. Start-ups sollen im Umfeld der angewandten Mathematik ein hervorragendes Gründerklima vorfinden.

Stefanie Terp

www.math.tu-berlin.de/DFG-Forschungszentrum

© TU-Pressestelle 6/2002 | TU intern | Impressum | Leserbriefe