Die Angst des Tutors vor der ersten StundeProjektwerkstatt zeigt Studierenden Aufbau und Vernetzung von PCs
Es ist vier Uhr nachmittags, kurz vor der ersten Stunde unserer Projektwerkstatt. Ich sitze mit meinem Partner Yusuf Dönmez und Dr. Nazir Peroz, unserem Mentor und Betreuer, im Werkstattraum. Yusuf und ich sind ein bisschen nervös. Wird überhaupt jemand kommen? Werden wir den Unterricht gut über die Bühne bringen - oder geht es vielleicht sogar völlig in die Hose? Die ersten Studierenden trudeln ein, wir sitzen gespannt und schweigend um den großen Tisch und warten. Immerhin, neun Leute haben schließlich den Weg hierher gefunden. Nazir Peroz stellt kurz die Ziele der Projektwerkstatt vor: Wir wollen praktisches Know-how über den Zusammenbau und die Vernetzung von PCs vermitteln. Gerade ausländische Studierende sind willkommen, sie sollen das Erlernte dort anwenden und weitergeben, wo es gebraucht wird: in den Entwicklungsländern. Unter den neun Studierenden sind zwei Kameruner, ein Syrer, zwei Türkinnen, ein Kolumbianer und zwei Deutsche. Prima, genau das haben wir uns erhofft! Das Schlimmste, den Anfang, haben wir dank Dr. Peroz hinter uns. Es folgt eine kurze Vorstellungsrunde, alle scheinen motiviert und interessiert. Klar, sie kommen ja auch in ihrer Freizeit, einen Schein gibt es für die Veranstaltung nicht. "So etwas lernen wir an der Universität sonst nicht, aber als Ingenieur sollte ich schon wissen, wie ich einen Rechner zusammenbaue", meint Zaamout, der Syrer. Ich schaue auf meinen Notizzettel, was und in welcher Reihenfolge ich erzählen will. Doch ich lege ihn bald weg und rede frei, und so klappt es gleich ganz gut, viel besser, als ich gedacht hätte. Yusuf und ich stellen in 20 Minuten grob vor, wie ein Computer funktioniert, während sich alle über den geheimnisvollen Computer beugen, der aufgeschraubt auf dem Tisch liegt. Das bricht das Eis, viele Fragen werden gestellt, zum Beispiel: "RAM und Festplatte sind beides Speicher, wo ist da der Unterschied?" - oder "Auf dem Bild ist ein Systembus dargestellt. Ich habe etwas von PCI und ISA gehört, wo bringe ich das unter?" So kommen wir gar nicht in die Verlegenheit, etwas vom Stoff auszulassen. Schließlich versammeln sich alle um den großen Tisch und machen sich mit Begeisterung daran, die schon etwas älteren Rechner auseinander zu schrauben und wieder zusammenzubauen. Yusuf und ich gehen herum und beantworten die Fragen, helfen, wenn etwas klemmt oder nicht klar ist, welcher Stecker wohin gehört. In den kommenden zwei Semestern werden wir ihnen das Nötige über die PC-Hardware zeigen, wie die Betriebssysteme Windows NT und Linux installiert werden, und schließlich, wie die Vernetzung funktioniert. Ob sie Experten werden, wissen wir natürlich nicht, aber sie werden die Scheu vor dem Computer verloren haben, und sie werden sich bei auftauchenden Problemen selbst die nötigen Informationen beschaffen können. Christian Pothmann, |
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