Bewundernswerter Mut

Es ist schon viele Jahre her, dass sich Führungskräfte unseres Hauses für ihre Tagung Herrn Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers als Referenten wünschten. Einige von ihnen kannten ihn aus ihrer Zeit als Studenten und Doktoranden in Münster. Ich selbst hatte Herrn Ewers vorher nie getroffen.

Ich war nicht der Einzige, der sich seine Gedanken machte, als dieser hagere, schlaksige, uneitle und so gar nicht dem typischen Habitus entsprechende Hochschullehrer den Ring der selbstbewussten Jung-Manager betrat. Das Blitzen seiner Augen war nur eine ungenügende Vorwarnung auf den dann ausbrechenden Vulkan. In freier Rede, mit ungeheurem Temperament und intellektueller Brillanz faszinierte Ewers seine Zuhörer. Im Auf- und Abgehen referierte er verschiedene gedankliche Ebenen gleichzeitig, fing Zwischenfragen auf, transponierte wissenschaftliche Höhenflüge auf alltägliche Sachverhalte und begeisterte durch seine lebendige Sprache. Er hatte in kürzester Frist gewonnen. Die Tagung stand fortan unter dem Eindruck seines Vortrags.

Wir sind uns glücklicherweise später und bis in die letzte Zeit noch häufig begegnet. Er war mir und unserem Haus vielfach ein wertvoller Ratgeber. Mit Leidenschaft hat er sich für die marktwirtschaftliche Ordnung und die Kraft des privaten Engagements eingesetzt, nicht nur in der Industrie, sondern auch in der öffentlichen Infrastruktur, nicht zuletzt in der Hochschule. Sein bewundernswerter Mut, seine Überzeugungen auch vor Fürstenthronen zu vertreten, hat Maßstäbe gesetzt. Ewers war für viele mit seinem sprühenden Temperament, seiner Unbestechlichkeit und seinem fordernden Intellekt strapaziös - auch für sich selbst.

Wir vermissen Hans-Jürgen Ewers als Motor, als offenen und verlässlichen Freund, als bedeutenden Wissenschaftler, als eine Ausnahmeerscheinung nicht nur in der Hochschullandschaft - und zusammen mit seiner Frau Edda als humorvollen und unglaublich sympathischen Gesprächspartner.

Dr. Hans-Peter Keitel,
Vorstand HOCHTIEF


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