Er schonte weder sich noch andere

Viele haben einen offenen und verlässlichen Partner verloren

Geachtet und gefürchtet war der Präsident der Technischen Universität Berlin, Professor Dr. Hans-Jürgen Ewers, in allen Gremien, in denen er mitwirkte: geachtet als Wissenschaftler und Präsident einer großen Technischen Universität, gefürchtet ob der Offenheit, Härte und Stringenz seiner Argumentation und seines Einsatzes für autonome Hochschulen. Eigenverantwortliche Hochschulen, so seine Überzeugung, können selbst am besten auch schwierige Entscheidungen für Hochschulen und Wissenschaft treffen. Sie müssen über die dazu notwendigen Strukturen verfügen. Ihre Mitglieder müssen die Sache der Hochschule nicht nur als ihre eigene Sache ansehen, sondern sich auch entsprechend verhalten und handeln.

Die Autonomie der Hochschulen auszuweiten und zu nutzen war ihm ein stetes Anliegen. Es zu realisieren, schonte er weder sich noch andere, sich selbst vielfach über die Grenzen des Zumutbaren hinaus. Er liebte klare und präzise Formulierungen, um seine Anliegen "auf den Punkt zu bringen". Er begnügte sich nicht mit dem Greifbaren, sondern forderte mehr - mehr Freiraum, mehr Eigenverantwortung, mehr Leistung, mehr Wettbewerb; nicht nur in seinem Fach, nicht nur für seine Universität, sondern für alle Hochschulen, für die er sich weit über Berlin hinaus einsetzte. Überzeugt von seinen Visionen, entschlossen in der Umsetzung, hart und erfolgsorientiert in Verhandlungen, die Situation des Gegenübers abschätzend, aber verlässlich - so habe ich in der HRK und dann als sein Gegenüber und Partner in Berlin den damaligen TU-Präsidenten schätzen gelernt. Die Wissenschaft hat viel zu früh einen herausragenden Wissenschaftler, die Technische Universität Berlin einen herausragenden Repräsentanten, die Hochschul- und Wissenschaftspolitik einen engagierten und überzeugenden Vertreter, viele haben einen offenen und verlässlichen Partner verloren. Seine Stimme fehlt - in einer für Wissenschaft und Hochschulen in Berlin schwierigen Zeit.

Dr. Josef Lange
Staatssekretär a. D.


© TU-Pressestelle 5/2002 | TU intern | Impressum | Leserbriefe