Gemeinsam gegen Rabenväter

Mit "Ewers" - so nannte ich ihn meistens im Gespräch, ohne Herr und drum herum - war ich in unserer Präsidentenzeit - er an der TU, ich an der FU - vertraut geworden. Immer offen und direkt zueinander, hatten wir rational und emotional eine ähnliche Wellenlänge. Selbst gegenseitige Kritik blieb sympathisch, witzig und flott, auch wenn dabei Kampfeslust zu spüren war, er auf seine eher schnell entschiedene, ich auf meine eher noch einmal abwägende Weise.

Entschlossen haben wir vor allem unsere Universitäten gegen eine Berliner Politik verteidigt, deren Repräsentanten mehr Raben- als Stadtväter waren (und sind). Dabei war es immer ein Vergnügen, an der Seite von Ewers zu kämpfen, wenn er nach den Gesetzen der Vernunft und der Ökonomie, dabei elegant ironisch oder sarkastisch und mit voller Stimme, ins Schwarze zielte.

Als Ökonom sah er vor allem Strukturfragen und dabei materiellen Eigennutz als wesentlichen Antrieb, dem er auf Dauer mehr als idealistischer Gesinnung traute. Das führte uns zu verschiedenen Meinungen, wenn es um das Verständnis von Universität und die Beurteilung von Studiengebühren ging, auch wenn wir uns bei der Einschätzung von öffentlicher und privater Verantwortung annäherten.

Schade, dass wir nicht mehr miteinander sprechen können. Mit ihm fehlt einer.

Prof. Dr. Johann W. Gerlach,
ehemaliger Präsident der Freien Universität Berlin


© TU-Pressestelle 5/2002 | TU intern | Impressum | Leserbriefe