Er nahm viele Dinge sportlich

Meine erste Begegnung mit ihm, am Rande einer Protestaktion von Studierenden der Erziehungswissenschaften während der Strukturdebatte 1997, stand unter keinem guten Stern - mein Studiengang war gerade in eben jener Strukturdebatte, die wohl für immer mit Herrn Ewers verknüpft sein wird, abgewickelt worden. Er polarisierte gern und zog dabei viel unseres Unmuts auf sich - auch wenn er längst nicht alleine "Schuld" war, immerhin wurden die betreffenden Entscheidungen in Gremien gefällt. Er sprach sich nachdrücklich für Studiengebühren und Auswahlverfahren durch Professoren aus. Alles sprichwörtlich "rote Tücher", nicht nur für mich.

Inhaltlich-politisch sind wir uns nie nahe gekommen. Aber als Person habe ich ihn durchaus schätzen gelernt. Er nahm viele Dinge sportlich, auch in Debatten in den akademischen Gremien, bis dahin, dass er nach einer besonders hitzigen Sitzung des Akademischen Senats mir hinterher erklärte: "Wissen Sie, in dem Punkt, da waren Sie heute einfach besser als ich." Damit hat er mich beeindruckt, das hatte Stil. Und er hatte eine Idee, manche sagen: eine Vision für die TU Berlin, die er umsetzen wollte. Definitiv keine unumstrittene Idee - aber er hatte eine, was ihn von vielen seiner Kollegen und Kolleginnen unter den Hochschullehrern und -lehrerinnen deutlich abhebt. Ich werde ihn als energischen und streitbaren Menschen in Erinnerung behalten, der es sich wahrlich nicht leicht gemacht hat in und mit dieser Universität, der die TU Berlin in Zeiten von stetigen Mittelkürzungen und Senatoren, die lieber Kultur als Wissenschafts- und Hochschulpolitik machen, profiliert nach außen hin vertreten hat und mit von ihm angestoßenen Debatten und strukturellen Entscheidungen ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass die TU Berlin derzeit ist, was sie ist.

Anja Schillhaneck,
Studierendenvertreterin im Akademischen Senat der TU Berlin


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