Doppelprofessur - Kooperation oft lebensnotwendigWolfgang Eberhardt ist BESSY-Geschäftsführer und TU-Professor in einer Person
Professor Dr. Wolfgang Eberhardt (51) ist seit gut einem Jahr Professor für Experimentalphysik am Institut für atomare und analytische Physik der TU Berlin. In Personalunion arbeitet er auch als Wissenschaftlicher Geschäftsführer der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotonstrahlung mbh - kurz BESSY genannt - in Adlershof. Diese Besetzung zweier hochkarätiger Positionen mit nur einem Wissenschaftler hat jedoch überhaupt nichts mit den knappen Berliner Finanzverhältnissen zu tun. Die Doppelfunktion in Technischer Universität und außeruniversitärer Forschungseinrichtung durch Wolfgang Eberhardt macht Sinn, denn für beide "ist die Kooperation lebensnotwendig", meint der Wissenschaftler, "ohne diese Verbindung würde ich den einen oder anderen Job gar nicht machen wollen." Professor Eberhardt ist absolut überzeugt, dass zukunftsgerichtete Forschung nur in enger Verbindung von Universität und außeruniversitären Forschungseinrichtungen möglich ist. "BESSY ist ein internationales Spitzengerät, bis zu 600 Forscher aus der ganzen Welt kommen jährlich zu uns. Für die Studenten sind internationale Kontakte in ihrer Ausbildung wichtig und interessant", meint Wolfgang Eberhardt. Er sieht in der Kooperation der beiden Institutionen den Gewinn - sowohl für die TU Berlin als auch für BESSY in Adlershof: "Die Technische Universität hat die jungen Leute, wir haben die exzellenten Geräte!" Der TU-Wissenschaftler legt großen Wert darauf, mit den Studenten in persönlichen Kontakt zu kommen und sie auch zu mehr Diskussionsbereitschaft zu ermuntern. Gern würde Professor Eberhardt noch mehr Studenten bei Diplomarbeiten und Dissertationen begleiten. Die meisten seiner derzeitigen Doktoranden in Berlin sind aus Jülich und Köln mit ihm an die Spree gewechselt und werden ihre Arbeiten bald abgeschlossen haben. Der Studentennachwuchs hat also eine echte Chance, zumal die Studierenden, Absolventen und Absolventinnen keinerlei Schwierigkeit haben, im In- oder Ausland einen Arbeitsplatz zu finden. Professor Eberhardt bedauert einerseits, dass aufgrund der Entfernung von TU-Campus und WISTA-Gelände in Adlershof die Kommunikation mit Kollegen von der eigenen oder den anderen Fakultäten der TU Berlin schwierig ist. Adlershof als Standort vermittelt ihm andererseits das Gefühl, "dass hier nichts stagniert, sondern um ihn herum alles wächst". Genau deshalb ist Wolfgang Eberhardt auch nach Berlin gekommen. Im Wechsel vom Rhein an die Spree beziehungsweise an den Teltow-Kanal hat er die Chance gesehen einen Traum in die Tat umzusetzen: Es geht um den Bau eines Lasers für weiche Röntgenstrahlen. Die Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotonstrahlung (BESSY) plant, die Hochbrillanz-Synchrotonstrahlungsquelle BESSY II in Berlin-Adlershof um einen Freien Elektronenlaser nach dem SASE-Prinzip (Self-Amplified Spontaneous Emission) zu erweitern. Für das neue Großgerät wird in Adlershof eine 500 Meter lange Linearbeschleuniger-Anlage am Teltow-Kanal in der direkten Nachbarschaft von BESSY II gebaut. Das Vorhaben ist vom Wissenschaftsrat als exzellent bewertet worden - und dies nicht nur bundes- sondern auch weltweit. 2008 wird die neue Anlage in Betrieb gehen. Sie wird ein weiterer Meilenstein in der interdisziplinären Zusammenarbeit von TU Berlin mit den beteiligten außeruniversitären Forschungseinrichtungen BESSY, dem Hahn-Meitner-Institut (HMI), dem Max-Born-Institut (MBI) und der Stiftung Deutsches Elektronen-Synchroton (DESY) sein. Wolfgang Eberhardt hofft, damit der gesamten Berliner Forschungslandschaft neue Impulse zu geben. Luise Gunga |
||
© TU-Pressestelle 11/2002 | TU intern | Impressum | Leserbriefe |