"Für den BaföG-Antrag braucht man einen Doktortitel"

Was Studierende von der neuen Bundesregierung erwarten

Die Wählerinnen und Wähler haben der alten Bundesregierung eine vierjährige Verlängerung zugestanden. Die Erwartungen sind nicht gering, denn es muss eine Reihe von bedeutenden Reformaufgaben bewältigt werden. Es gilt unter anderem, das Wirtschaftswachstum zu steigern, die Arbeitslosenzahlen zu senken, das Gesundheitswesen zu überarbeiten und die Bildung zu fördern. Dem gegenüber steht jedoch die schlechte Finanzlage der öffentlichen Haushalte. Sinkende Steuereinnahmen und eine höhere Verschuldung der Länder gefährden nicht nur die Stabilität der Rentenbeiträge. Neben Steuererhöhungen sind neue Sparmaßnahmen und der Abbau von Subventionen im Gespräch.
TU intern hat Studierende gefragt, was sie sich von der neuen Bundesregierung erhoffen.

Katharina Borger,
Psychologiestudentin,
9. Semester
Wie der Kanzler versprochen hat, soll mehr und mehr für die Universitäten getan werden. Und ich glaube auch diesen Versprechungen. Ich glaube auch, dass zumindest das Erststudium gebührenfrei bleibt, dass auch ein größeres Angebot für die Studierenden da sein und das Studium insgesamt optimiert wird. Da bin ich zuversichtlich.

 

Lukas Schojda,
Verkehrswesen,
2. Semester

Ich erwarte, dass die Kürzungen, die geplant waren, speziell auch für Berlin, eben nicht eintreten werden; dass zum Beispiel die 25000 Studienplätze nicht gestrichen werden. Ich hoffe, dass vielleicht irgendwann das BaföG angehoben wird. Vor allem erwarte ich, dass es den Hochschulen nicht an Ausstattung mangeln wird. Dort darf auf keinen Fall gekürzt werden.

Hery Haryono,
Wirtschaftsingenieurwesen,
4. Semester
Ich komme aus Indonesien und bin zufrieden mit dem deutschen Ausbildungssystem. Allerdings darf auf keinen Fall Geld gestrichen werden, weder in der Ausbildung und schon gar nicht in der Forschung. Das würde ich mir von der neuen Regierung wünschen.

Jens Miranow,
Vermessungswesen auf Lehramt,
3. Semester

Ich erwarte keine großen Änderungen, da wird bestimmt nichts passieren. Ein wichtiges Thema für mich ist das BaföG. Die Auswahlkriterien dürften nicht so streng sein, zu viele Leute sind dadurch vom BaföG ausgeschlossen. Und besonders wichtig: Die Anträge müssen endlich mal für Menschen gemacht werden. Da braucht man ja schon mindestens einen Doktortitel, um die überhaupt ausfüllen zu können.


Feraz Al Ojaili,
Studiert Informatik,
1. Semester
Ich hoffe, dass es gelingt, die geplanten Studiengebühren zu verhindern. Ich habe gehört, das sollen bis zu 1000 Euro werden. Das ist einfach zu hoch. Das können sich viele nicht leisten. Ansonsten habe ich mich noch nicht so viel um die deutsche Politik gekümmert, dass ich konkretere Aussagen machen könnte.

Ngo Quynh Thu
promoviert im Bereich Telekommunikation
In der Gesamtpolitik ist auf jeden Fall Arbeitslosigkeit das wichtigste Thema. Das betrifft aber durchaus auch den Hochschulbereich. Denn auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist der Arbeitsmarkt in Deutschland nicht besonders einladend. Man muss auf jeden Fall auch hier mehr Jobs schaffen.


Robert Feige,
Absolvent des Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen
Deutschland ist von der Bildung abhängig. Bildung ist ja Humankapital, und um wettbewerbsfähig zu sein, muss man eben in die Bildung investieren. Aus meiner eigenen Erfahrung als Absolvent muss ich sagen, die Studienbedingungen waren nicht die besten. Zu viele Studenten, zu geringe Betreuung. Ich war sogar persönlich schon mal so weit, an eine Fachhochschule zu wechseln, weil dort die Betreuung intensiver ist. Durch eine bessere Bildungspolitik - sprich: Bereitstellung von Mitteln - könnte man da Abhilfe schaffen. Weiterhin würde ich ein Studienentgelt befürworten. Das würde die vielen Langzeitstudenten abhalten, Plätze und Betreuungskapazitäten zu blockieren.


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