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Nr. 4, April 2003
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Aufmerksamkeit ist die knappste Ressource

Norbert Bolz ist neu berufener Professor für das Fachgebiet Medienwissenschaft

 
  Von Essen nach Berlin: Norbert Bolz

Moderne Medientechniken entwickeln sich immer schneller. "Der Zwang zur Anpassung an die Technik überfordert die Menschen. Deshalb brauchen sie eine Art menschlichen Ausgleich." Norbert Bolz leitet seit dem Wintersemester das Fachgebiet Medienwissenschaften an der TU Berlin, das den Studiengang Medienberatung anbietet.

Nach seiner Theorie sind die alten Medien dem Menschen angepasster als die neuen. Denn ein Buch suggeriert allein schon durch seine Form Sinn, Überschaubarkeit und Begreifbarkeit - Qualitäten, die das Internet niemals bieten könnte. Dem Medienwissenschaftler geht es nicht um eine moralische Bewertung von Medien, sondern um eine Bestandsaufnahme. Sein Fokus liegt auf Struktur, und systemtheoretische Fragen interessieren ihn, nicht Inhalt oder Technikentwicklung. "Wie muss man zum Beispiel heute eine politische Sendung gestalten, damit sie die Leute interessiert? Wie hält man die Zuschauer bei der Stange? Wie lang sollen die Bildsequenzen sein?", umschreibt er Fragestellungen, die auch für seine Studierenden als spätere Medienberater wichtig werden können. Denn schließlich soll die Nachricht beim Empfänger ankommen, und Aufmerksamkeit ist inzwischen die knappste Ressource des medial überfluteten Menschen.

Norbert Bolz studierte Philosophie, Germanistik, Anglistik und Religionswissenschaften und habilitierte bei den Religionsphilosophen an der FU Berlin. Zuletzt war er Professor für Kommunikationstheorie am Institut für Kunst- und Designwissenschaft der Universität GH Essen. Als Norbert Bolz seine wissenschaftliche Laufbahn begann, steckten die Medienwissenschaften noch in den Anfängen. Inzwischen ist die Geschichte der Medien gut dokumentiert: von Telefon, Telegrafie über Radar und andere technische Stützen der Kommunikation. "Die Medientheorie aber befindet sich immer noch im Embryonalstadium." Norbert Bolz wird in diesem Bereich, mit besonderen Schwerpunkten auf den neuen, computergestützten Medien und den Telekommunikationsmedien, in Zusammenarbeit mit Technikphilosophen, Kultur- und Kommunikationswissenschaftlern innerhalb der TU Berlin zusammenarbeiten und auch bestehende Kooperationen und Kontakte mit den Universitäten Potsdam und Babelsberg oder der Humboldt-Universität zu Berlin nutzen.

Medienwissenschaften spannen ihr Netz weit. Für Norbert Bolz ist darin auch Platz für Trend- und Zukunftsforschung und für die computergestützte Simulation sozialer Systeme. "Wie sich eine Kultur entwickelt, das lässt sich an der Entwicklung neuer Medien ablesen", ist er überzeugt.

Heike Krohn

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