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Nr. 4, April 2003
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Keine Lust auf Informatik?

Gründe für die hohe Abbrecherquote in der Elektrotechnik und Informatik - Mentorenprogramm wird gut angenommen

Die Erkenntnis, dass sie eher für eine Berufsausbildung geeignet sind, treibt viele Studierende zum Abbruch ihres Studiums, andere steigen vorzeitig aus, um mit den bislang an der Uni erworbenen Kenntnissen ihr Glück auf dem Arbeitsmarkt zu versuchen. Steigend ist die Anzahl derjenigen Abbrecher, die nebenbei ihren Lebensunterhalt verdienen müssen und zu wenig Zeit für ihr Studium aufbringen können. Andere können sich nicht mit dem Studium identifizieren. Das sind die Hauptergebnisse der jüngsten Studie zum Studienabbruch des Hochschul-Informations-Systems (HIS). An der TU Berlin brechen besonders viele Informatiker ihr Studium ab, nämlich 37 Prozent. Björn Bollensdorff, Student der Technischen Informatik und Mitglied der Hochschulgruppe "Freitagsrunde 4!", stellt ein paar Gründe und Zahlen aus der Fakultät IV (Elektrotechnik, Informatik, Technische Informatik) zusammen:

Mangelnde Studienidentifikation scheint zu den Hauptgründen für den Studienabbruch in der Fakultät zu gehören. Zwei Drittel der Studienabbrecher der Informatik hatten zu Beginn ihres Studiums falsche Vorstellungen vom gewählten Studiengang sowie von der Hochschule im Allgemeinen. Fehlende mathematische und naturwissenschaftliche Grundkenntnisse beklagen auch andere Studiengänge der Fakultät, woraus sich bei den Studierenden starker Leistungsdruck entwickelt. Viele Studenten sind vom Schwierigkeitsgrad und der Fülle an Mathematik im Informatikstudium und der typischen Informatik-Denkweise überrascht. Die schulischen Grundkenntnisse und vor allem auch das logische Denken reichen vielfach nicht aus. 23 Prozent der Studienabbrecher in der Informatik haben Probleme mit zu hohen Prüfungsanforderungen. Viele fühlen sich zu wenig betreut und beraten. Ein viel versprechendes studienbegleitendes Mentorenprogramm, das die Fakultät IV begonnen hat, haben die Studierenden inzwischen positiv angenommen.

Die Informatik ist mit jährlich 300 Studierenden zu 50 Prozent überbelegt, was die persönliche Betreuung der Studierenden erschwert. Für weitere Überbelegung sorgen in den Grundstudiumsveranstaltungen auch Studierende anderer Fächer (Technische Informatiker, Wirtschaftsingenieure).

Viele Vorlesungen, auch die des Grundstudiums, werden nicht jedes Semester gehalten, sodass lange Wartezeiten entstehen, falls man durch die Prüfung gefallen ist und die Veranstaltung noch einmal hören möchte. Das führt bei 44 Prozent der Informatikabbrecher bereits in den ersten beiden Semestern zur Beendigung des Studiums. Weiterhin interessant: Über 70 Prozent der Vordiplomanden im Sommersemester 2002 waren mindestens im sechsten Fachsemester - das Vordiplom ist bereits nach dem vierten vorgesehen.

Über 70 Prozent der Informatikabsolventen im Sommersemester 2002 waren mindestens im zwölften Fachsemester, rund 33 Prozent studierten sogar mehr als 14 Fachsemester an der TU Berlin. In den anderen Studiengängen sieht es ähnlich aus. Die Regelstudienzeit von neun bis zehn Semestern wird für die drei Studiengänge also nur selten eingehalten.

Da die in der Fakultät IV vertretenen Studiengänge zu den gefragten Ingenieur- und IT-Berufen zählen, arbeiten viele nebenbei und dies auch auf hohem Niveau, sodass es durchaus zu Abwerbungen während des Studiums kommt. Leider sind einige auch nur wegen diverser Vergünstigungen immatrikuliert (BVG, Kindergeld, Krankenversicherung). Die Einführung eines NCs soll dieses Problem lösen. Ob dies der richtige Weg ist, bleibt allerdings fraglich.

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