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Nr. 4, April 2003
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"Amüsant, wie schlecht Deutschland über sich denkt"

TU-Absolvent Andreas Bender hat vier Universitäten in drei Ländern gesehen

Ob Frankfurt, Cambridge, Dublin oder Berlin - Fleiß und Fachwissen spiegeln den Erfolg

Die TU Berlin ist ein guter Platz zum Studieren. Zu diesem Ergebnis kommt TU-Alumnus Andreas Bender, der im Verlauf seines Studiums verschiedene Studienorte kennen gelernt hat. Seinen Vergleich hat er für TU intern aufgeschrieben.

Wo hat mich mein Studium hingeführt? An der TU Berlin habe ich 1997 mit dem Chemiestudium angefangen. Nach dem Vordiplom im Sommer 1999 verbrachte ich das Studienjahr 1999/2000 im grünen Irland, am Trinity College Dublin. Im folgenden Sommer stand ein Praktikum in einem StartUp in Hennigsdorf bei Berlin an, bis Frühjahr 2002 die Diplomprüfungen, wiederum an der TU Berlin. Von April bis Dezember 2002 habe ich an der Goethe-Universität Frankfurt am Main meine Diplomarbeit geschrieben. Seit Januar diesen Jahres bin ich nun für drei Jahre in England, im friedlichen Cambridge, um hier meine Dissertation anzufertigen.

Wie sieht die TU Berlin im Vergleich mit den anderen Universitäten aus? Akademisch: gut. In Bezug auf die Ausbildung: guter Wille im alten Korsett. Was das Umfeld angeht: Das Studium ist, was man selber draus macht.

Deutsche Unis sind akademisch nicht so schlecht, wie viele glauben. Es ist mitunter amüsant zu sehen, wie schlecht Deutschland über sich selbst denkt.

Wohltuend ist der Kontakt zu den Assistenten an der TU Berlin. Sie kennen das Studium aus naher Vergangenheit und haben oft die Fähigkeit, das übliche "Kochen" von Verbindungen durch interessante Details und Humor Gewinn bringend zu gestalten. Die Distanz, die an der TU Berlin zu Professoren herrscht, ist international selten - der Betreuer meiner Promotion heißt Professor Robert Glen. Er heißt aber für seinen Arbeitskreis weder "Professor Glen" oder "Herr Glen". Auch nicht "Robert". Sondern ganz einfach "Bobby". Ein respektvolles, aber trotzdem freundliches, nahes Verhältnis wie dieses kann man in Deutschland sehr wohl zu seinen Assistenten, aber nur selten zu seinen Professoren aufbauen.

Vor einigen Jahren wurde an der TU Berlin die feierliche Verleihung der Diplomarbeiten eingeführt. Es gab natürlich Proteste von gewissen politischen Gruppierungen ob dieser konservativen Veranstaltung. Um es ehrlich zu sagen: Diese Veranstaltungen sind nicht konservativ, sie sind ästhetisch und wohltuend. In Cambridge ist es üblich, einmal oder mehrmals in der Woche zur "Formal Hall" zu gehen, im Wesentlichen zu einem Abendessen. Aber zu einem Abendessen bei Kerzenschein, in einer viele hundert Jahre alten Halle mit Ölgemälden der Gründer an der Wand und schwarz und weiß gekleideten Kellnern. Diese Riten dienen der Identifikation mit der Universität und dem Ort - ich fühle mich hier sehr wohl, und ich denke, dass ein Hauch davon auch den deutschen Universitäten und damit der TU Berlin gut tun würde und, wie ich erwarte, auch gut tun wird.

Andreas Bender

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