Ein Ziegel alle 30 Sekunden
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Lehmziegelherstellung in Nordchina,
1992 |
Für den Bau ihrer Häuser, heute auch für den Bau
von Gewächshäusern, verwenden Bauern im Norden Chinas
luftgetrocknete Lehmziegel. Diese stellen sie bevorzugt im Frühjahr,
wenn die erste Feldarbeit getan ist und aride Frühlingswinde
das schnelle Trocknen ermöglichen, in Eigenarbeit her. Zum
Formen der Ziegel arbeiten oft drei Personen zusammen: Eine Person
mischt den Lehm mit Häckselstroh. Eine Person transportiert
mit der Forke Lehm zu der dritten Person, die die Ziegel formt.
Die typische Körperhaltung des Tegelers ist das Hocken am Boden.
Er tränkt und säubert die Lehre, in die die zweite Person
Lehm einfüllt. Sodann taucht der Tegeler, vor der Lehre hockend,
die Hände in die Wasserschüssel rechts von ihm und feuchtet
den Lehmkloß an. Die Lehmmasse wird mit den Händen zunächst
fest in die Ecken der Lehre gedrückt, wobei eine Hand die Lehre
am Boden hält. Zur Verhinderung von Lufteinschlüssen füllt
er die Lehre glatt aus. Überschüssiger Lehm wird vor die
eigenen Füße an die Stelle abgelegt, an der der nächste
Ziegel geformt werden wird. Der Tegeler taucht dann die Hände
wieder in die Wasserschüssel und streicht die Oberfläche
des Ziegels nass glatt. Sodann löst er die Lehre ab. Er bewegt
sich im Hocken rückwärts einen Ziegelabstand weiter, zieht
die Wasserschüssel neben sich, reinigt die Lehre, legt sie
vor sich auf den Boden über den dort bereits liegenden Rest
Lehmmasse und beginnt mit dem nächsten Ziegel. Geübte
Hände erledigen die Arbeit des Formens eines Trockenziegels
in 30 bis 34 Sekunden. Das Formen der Ziegel und ihre Trocknung
bestimmen für einige Tage den Alltag, bis sie gestapelt zum
Vermauern bereitliegen.
Mareile Flitsch
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