Zeigen, wo Deutschland führend istDie Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ein Verbindungsbüro in Washington eingerichtet - Interview mit Dr. Walther Klofat
Rund 500 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten derzeit mit DFG-Mitteln in den USA. Um ihnen direktere Beratung bieten zu können, wurde nach dem Chinesisch-deutschen Zentrum für Wissenschaftsförderung in Peking jetzt die weltweit zweite Auslandspräsenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Ausland gegründet: ein Verbindungsbüro in Washington, D. C., USA, nur wenige Straßenzüge vom Weißen Haus entfernt. Der Büroleiter, Dr. Walther Klofat, ist Biochemiker. Er sammelte am Anfang seiner Karriere Erfahrungen als Post-doc am National Institute of Health (NIH), einer der renommiertesten Wissenschaftsorganisationen in den USA. Seit 1970 war er bei der DFG in Bonn als Programmdirektor für die Bereiche Biochemie, Biophysik und Molekularbiologie/Gentechnik tätig, zuletzt als Leiter einer der drei Gruppen in den Lebenswissenschaften. Herr Klofat, was genau ist die Aufgabe der deutschen DFG-Büros? Eine der wichtigsten Aufgaben des DFG-Verbindungsbüros in Washington D. C. ist die Betreuung und Beratung der DFG-Stipendiaten. Darunter fallen Informationen über laufende und geplante Programme der DFG, Fördermöglichkeiten beim Aufbau einer selbstständigen Arbeitsgruppe in Deutschland, Hilfe bei der Antragstellung sowie die Vermittlung der richtigen Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle. Die Beratungsaufgabe erstreckt sich auch auf in den USA lebende und forschende deutsche Wissenschaftler, die eine Rückkehr nach Deutschland planen und Informationen über konkrete Fördermöglichkeiten suchen. Zu den Aufgaben des Büros gehört weiterhin die Pflege und der Aufbau der Kontakte zu den wichtigsten amerikanischen Institutionen aus Forschung und Wissenschaft, wie der National Science Foundation (NSF), die ähnliche Aufgaben hat wie die DFG und mit der es einige gemeinsame Förderaktivitäten gibt, der National Academy of Sciences (NAS), den National Institutes of Health (NIH), der American Association for the Advancement of Science (AAAS), dem National Endowment for the Humanities, dem Social Science Research Council und dem Council of Graduate Schools (CGS), um die wichtigsten zu nennen. Eine weitere Aufgabe liegt darin, der amerikanischen wissenschaftlichen Öffentlichkeit Forschungsgebiete vorzustellen, in denen deutsche Wissenschaftler international herausragend oder führend sind. Letztlich wird vom Verbindungsbüro aus auch die amerikanische Wissenschaftsszene beobachtet, insbesondere mit Blick auf Entwicklungen, die für die Grundlagenforschung wichtig sind. Wie sieht Ihre Alltagsarbeit in Washington aus? Die Beantwortung von Anfragen steht im Mittelpunkt. Darüber hinaus gehören Treffen mit Vertretern der Partnerorganisationen sowie die Teilnahme an und Organisation von Meetings ebenfalls zum Arbeitsalltag. Sammeln von Informationen ist ein zentraler Punkt. Zusätzlich fallen verschiedene Verwaltungsarbeiten an, die mit der Organisation des Büros und der Koordination mit der Geschäftsstelle in Bonn einhergehen. Welche Formen der Kooperation mit deutschen Universitäten sind möglich? Was muss man in Deutschland dafür tun? Die internationale wissenschaftliche Kooperation und die Rolle Deutschlands in diesen Aktivitäten ist ein zentrales Anliegen der deutschen auswärtigen Politik. Traditionell bilden Stipendien und Wissenschaftleraustausch den Kern der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik im Bereich Hochschulen und Wissenschaft. Die Programmdurchführung erfolgt durch eigens für diese Aufgaben eingerichtete Mittlerorganisationen (AvH und DAAD), die institutionell vom Auswärtigen Amt gefördert werden. Gibt es in den USA eine stärkere Verquickung von Politik und Wissenschaft als in Deutschland? Ich glaube ja. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Ernennung des Direktors der NIH, der NSF oder des US Geological Survey durch den Präsidenten der USA. Welche Vorteile bietet die Lage des Büros, nur wenige Straßen vom Weißen Haus entfernt? Nicht die Nähe zum White House war ausschlaggebend für die Wahl des Standortes, sondern die räumliche Nähe zu den wichtigsten Partnerorganisationen, wie NSF, NIH, AAAS, NAS, aber auch zu anderen Einrichtungen wie dem Verbindungsbüro der AvH, des Goethe-Instituts/Internationes oder dem Deutschen Historischen Institut. Wir befinden uns darüber hinaus in einer Bürogemeinschaft mit dem Verbindungsbüro der DLR, und das bietet weitere Vorteile. Die zentrale Lage erleichtert auch Besuchern den Zugang zum DFG-Büro. Die Flughäfen und der Hauptbahnhof sind mit dem öffentlichen Nahverkehr leicht zu erreichen. Wer den Autoverkehr in Downtown Washington kennt, weiß die Fußläufigkeit und die Vorteile der Anbindung an das vorzügliche Metrosystem zu schätzen. Herr Klofat, vielen Dank für das Interview. Die Fragen stellte Patricia Pätzold ![]() ![]() |
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