Raucher, Trinker und Glücksspieler

Suchtgefahr: Kollegen sollten nicht wegschauen - ein Besuch in der "salus klinik"

In idyllischer Umgebung nahe Rheinsberg liegt die Klinik für Suchtkranke

Inmitten der Brandenburger Seenlandschaft, etwa 55 km nördlich von Berlin, zwischen Neuruppin und Rheinsberg, liegt die "salus klinik Lindow für Psychosomatik und Sucht". Auf dem großzügigen Klinikgelände und im Kurort Lindow sollen Suchtkranke zur Ruhe kommen und über notwendige Veränderungen ihrer Lebensweise nachdenken. Ende November besuchten die TU-Suchtkrankenhelferinnen und -helfer sowie die Mitglieder des Arbeitskreises Sucht zusammen mit der TU-Sozialarbeiterin Edith Schröter die Einrichtung.

Die 1997 eröffnete Klinik verfügt über 253 Therapieplätze. Die Patienten werden von einem Team aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern, Arbeits- und Beschäftigungstherapeuten sowie Sport- und Physiotherapeuten betreut. Zur Therapieunterstützung und für die Freizeit der Patienten stehen Schwimm- und Sporthalle mit Sauna zur Verfügung, außerdem Gärtnerei, Schreinerei und Töpferei.

In der Psychosomatik werden unter anderem Angststörungen, Zwangserkrankungen, Depressionen und Alkoholmissbrauch behandelt. Hier werden auch, für maximal sechs Wochen, Patienten aufgenommen, die noch nicht alkoholabhängig sind, deren missbräuchlicher Alkoholkonsum aber bereits die Erwerbstätigkeit mindert oder auch gefährdet. "Entwöhnungsbehandlungen" bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit dauern dagegen mindestens drei Monate. Therapieangebote zur Raucherentwöhnung und für pathologisches Glücksspiel werden ebenfalls angeboten. Ziel der Maßnahmen ist die Sicherung beziehungsweise Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit.

Sucht geht oft mit Arbeitsplatzverlust, Partnerproblemen und Schulden einher. Daher bietet die Klinik auch Bewerbungstraining, Paargespräche und Schuldnerberatung an. Wenn Rückfällige kooperieren, geht die Behandlung auch über den Aufenthalt hinaus. Ein Jahr nach Beendigung des Klinikaufenthaltes sind etwa 50 Prozent der Patienten nicht rückfällig.

Für die TU-Suchtkrankenhelferinnen und -helfer war das Kennenlernen dieser Einrichtung auch deshalb besonders interessant, weil betroffene TU-Beschäftigte dort häufig Aufnahme finden. Insgesamt sollte das Suchtproblem nicht unterschätzt werden. Immerhin sind nach bundesweiten Schätzungen fünf Prozent aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens alkoholabhängig; an der TU Berlin wären das 350 Betroffene. Vorgesetzte und Kollegen sollten nicht wegschauen, sondern Verantwortung zeigen. In Zusammenarbeit mit den Suchtkrankenhelfern, der Sozialarbeiterin und dem Betriebsärztlichen Dienst kann den Betroffenen geholfen werden.

Ramona Ehret,
Arbeitskreis Sucht

www.wb.tu-berlin.de/service-heft/sucht02.pdf


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