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Nr. 5, Mai 2003
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Ein smartes Hemd gegen SARS und Ebola

Der Mensch, die Krone der Schöpfung, darauf waren wir immer so stolz. Schon Eva bewies die Intelligenz dieser Spezies, als sie eigene Entscheidungen traf, anstatt Vorgegebenem zu folgen. Doch nun droht uns eine unserer eigenen Entwicklungen den Rang abzulaufen: I-Textilien, intelligente Unterwäsche, Jacken und Hosen. Sie können, was wir können, nur viel schneller, viel leiser und viel komplikationsloser: zum Beispiel Adresse und Telefonnummer mit der Angebeteten austauschen. Das intelligente Hemd, ausgerüstet mit vielen Nano-Chips und Mikrosensoren, und das Gegenüber, ein smartes T-Shirt, stottern nicht dabei wie ihre Träger aus Fleisch und Blut. Sie drohen auch nicht wegen weicher Knie umzukippen. Das Hemd hat nämlich die mangelnde Standfestigkeit seines Trägers beim Anblick der T-Shirt-Trägerin erkannt. Das schlaue Textil der Trägerin nimmt seinerseits den beschleunigten Puls seines Frauchens wahr, versprüht unaufgefordert aus Mini-Depotkapseln sinnesverwirrende Düfte. Geringfügig später tritt auch die Medizintechnik der I-Textilien in Aktion. Die Diagnostikabteilung hat Empfängnisbereitschaft festgestellt und signalisiert diese Diagnose an hautnahe Depotkapseln, die daraufhin Kontrazeptiva an die Haut der Trägerin abgeben. Auch das Hemd hat die Signale empfangen und wird aktiv. Es funkt den Befehl zur Absonderung von spermienabtötendem Material an die Hose. Sofort bereiten sich auch die Barrierefunktionen vor: Abwehr von Aids-, SARS- und Ebola-Viren ist ihre Aufgabe. Verheißen uns die smarten Klamotten endlich die ersehnte Vereinfachung komplizierter menschlicher Beziehungen? Wie man's nimmt: Unsere beiden Kandidaten für eine heiße Liebesnacht stehen immer noch stocksteif da. Sie haben von dem Aufruhr ihrer Kleider nichts mitbekommen. Den ersten Schritt müssen sie wohl noch selber tun.

 

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