Aspirin und stabile Moleküle
Berlins beste Chemieschüler "schnupperten" in
die TU Berlin hinein
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In den Osterferien experimentierten
Schülerinnen und Schüler in TU-Chemielaboren |
" Richtig geschockt" war Mirko Dreiseitel, Schüler
der 12. Klasse des Friedrich-List-Gymnasiums, angesichts der vielen
Geräte und anspruchsvollen Experimente. Mit 40 weiteren Schülerinnen
und Schülern opferte er seine Osterferien für ein Schnupperstudium
der Chemie an der TU Berlin. "Ich dachte, ein Student faulenzt
die meiste Zeit und der Professor steht vorne und redet", erinnert
sich Mirko, "aber wir konnten viel experimentieren, uns mit
Doktoranden und Wissenschaftlern unterhalten."
"In der Tat können Schulen oft ihre Laboratorien nicht
zeitgemäß ausstatten", erklärt Chemie-Professorin
Dr. Karola Rück-Braun, die Leiterin dieses Schulprojektes,
das den Schülerinnen und Schülern schon früh Appetit
auf ein Chemiestudium machen soll. Sie zeigt den jungen Leuten Methoden,
die heute in der Pharmaindustrie angewendet werden.
Aber hier schnuppern nicht irgendwelche Schülerinnen und Schüler.
Es sind die Besten. Über 80 Schulen haben die TU-Chemiker im
Vorfeld aufgefordert, ihre besten Schülerinnen und Schüler
vorzuschlagen. "Es ist eine Wechselwirkung", sagt Dr.
Feodor Oestreicher den Mädchen und Jungen, "Sie suchen
nicht nur die Universität, sondern die Universität sucht
auch Sie!" Trotz großer Auslastung haben die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter für den Nachwuchs ihre kostbare Zeit regelrecht
abgezwackt. Sie zeigen ihnen die Aspirinherstellung, suchen mit
ihnen am Computer die stabilste Form von Molekülen, erstellen
Röntgenspektogramme und vieles mehr. Die Schüler sollen
die aktuellen Forschungsthemen kennen lernen, an Vorlesungen und
Seminaren teilnehmen und sich über die Berufsaussichten und
Tätigkeitsfelder als zukünftige Chemiker informieren.
Die TU-Chemiker träumen von einer zentralen Begegnungsstätte,
einer Schnittstelle zwischen Schule und Universität. Dafür
gibt es auch schon Pläne, nur die Sponsoren fehlen noch. Das
Schnupperstudium wird von der Schering AG und der Aventis Pharma
GmbH unterstützt. Die Schüler sind begeistert, und Janna
Frombach vom Kant-Gymnasium in Spandau schlägt vor: "Die
Unis sollten noch früher auf die Schüler zugehen, denn
aufgrund von Unterrichtsausfällen und der schlechten Ausstattung
geht der Spaß an der Naturwissenschaft in der Schule oft schon
viel früher verloren."
Patricia Pätzold
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