Der Blick in das "Herz" von Eiweißen
Neu berufen: Professor Peter Hildebrandt erforscht die molekulare
Funktionsweise von Proteinen
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"Wir versuchen die Funktion,
Struktur und Dynamik der Enzyme unter möglichst naturnahen
Bedingungen zu untersuchen."
Peter Hildebrandt
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Proteine als Bausteine in der Nanotechnologie sind noch Zukunftsmusik.
Aber die Grundlagenforschungen von Professor Peter Hildebrandt könnten
vielleicht einmal einen Beitrag dazu liefern. Peter Hildebrandt
arbeitet seit dem Wintersemester 2002/03 am Fachgebiet Physikalische
Chemie und Biophysikalische Chemie an der TU Berlin. Sein Spezialgebiet
ist die Erforschung von Proteinen, Eiweißen, und ihrer molekularen
Funktionsweise in biologischen Prozessen.
Proteine haben in Pflanzen- und Körperzellen wichtige Aufgaben.
Sie kontrollieren zum Beispiel das Wachstum oder transportieren
Elektronen und Moleküle, wie den Sauerstoff. Ein Schwerpunkt
der Arbeit von Peter Hildebrandt an der TU Berlin wird die Forschung
über die Funktionsweise bestimmter Enzyme auf molekularer Ebene
in der Atmungskette von Organismen sein. Enzyme sind eine Form von
Proteinen. "Wir versuchen die Funktion, Struktur und Dynamik
der Enzyme unter möglichst naturnahen Bedingungen zu untersuchen",
erklärt Peter Hildebrandt. Mittels der Resonanz-Raman-Spektroskopie
kann er in das "Herz" eines Enzyms hineinschauen: Selektiv
lassen sich die molekularen Schwingungen des aktiven Zentrums messen
und daraus Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Enzyms
ziehen. "Wir haben dafür eine Methode entwickelt, die
Struktur und Dynamik der Proteine an biokompatiblen Oberflächen
zu untersuchen."
Die Forschungen des Arbeitskreises von Peter Hildebrandt können
auch für die biotechnologische Nutzung von Enzymen von Bedeutung
sein, etwa für die Gewinnung neuer Wirkstoffe oder um Enzyme
in kleinsten Einheiten für das Schalten von Strom einzusetzen.
Ein zentrales Problem ist dabei bisher, die Enzyme dauerhaft im
intakten und aktiven Zustand auf einem festen Träger zu fixieren.
Die Forschungsarbeiten können einen Beitrag zur Lösung
dieser Aufgabe leisten.
"An Berlin reizt mich das interessante Forschungsumfeld und
die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch
innerhalb der TU", erzählt Peter Hildebrandt. Der Wissenschaftler
kam von der Universidade Nova in Lissabon an die Spree. Dort war
er seit 2001 Professor am Instituto de Tecnologia Química
e Biológica. Bevor er allerdings vom Max-Planck-Institut
für Strahlenchemie in Mühlheim an der Ruhr in den Süden
Europas wechseln konnte, bekam er die Widersprüchlichkeiten
europäischer Bildungspolitik zu spüren. Weil Deutsche
und Portugiesen ihre Habilitation wechselseitig nicht anerkennen,
musste er in Portugal diesen akademischen Grad ein weiteres Mal
erwerben. Seine erste Habilitation war bereits 1992 mit dem "Venia
Legendi" für das Fach Physikalische Chemie am Fachbereich
Chemie der Universität GHS Essen ausgezeichnet worden.
An der TU Berlin werden mit seiner Berufung wieder Vorlesungen
aus dem Bereich der Biophysikalischen Chemie angeboten werden. Zudem
wird er in Physikalischer Chemie lehren.
Heike Krohn
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