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Nr. 5, Mai 2003
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Gemeinsames Schaffen an der Werkbank

Die TU-Arbeitswissenschaft geht neue Wege in der Lehre

Mit Lego- und Playmobilfiguren stellen die Studierenden Arbeitsabläufe im Operationssaal dar, haben die Situation vor Augen und können so Verständigungsmodelle entwickeln

Mit Lego und Playmobil bauen, Leinwände bemalen und mit Ton kneten, macht Spaß, da sind sich die meisten einig. Aber können damit auch wissenschaftliche Fragen gelöst werden? Professor Wolfgang Friesdorf, Leiter des Lehrstuhls für Arbeitswissenschaft & Produktergonomie (AwB), hat dies im vergangenen Semester im "Seminar zur Arbeitswissenschaft" versucht. Die Aufgabe der Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen war es, mit diesen unkonventionellen Mitteln ein Metamodell zur reibungslosen Verständigung zwischen Vertretern verschiedener Wissenschaftsgebiete zu entwickeln. Durch die kreative Arbeit sollten die Teilnehmer sich inspirieren lassen und sich dabei über verschiedene Arten von Kommunikation bewusst werden.

Dem Bereich der Arbeitswissenschaft gehört eine der Backsteinhallen zwischen dem Hauptgebäude und der Mensa, die mit Beamer, Flipcharts und einem Modell eines OPs ausgestattet ist. Gegenüber liegt eine Werkstatt mit Tonofen, Werkbank und Kreissäge. Dort ließ Professor Friesdorf die Studierenden in kleinen Teams kreativ arbeiten und in einer anschließenden Präsentation ihre Ergebnisse vorstellen. Durch die praktische und schöpferische Arbeit fiel es den Studierenden leicht, frei von ihrem jeweiligen Fachwissen aufeinander zuzugehen. Über Assoziationen gelang es ihnen dabei, ihre Vorgehensweisen und Arbeiten mit der wissenschaftlichen Aufgabenstellung zu verbinden. So erkannten sie in abstrakten Bildern, wie in einem Tier aus Ton, das über eine Brücke in einen Garten läuft, Formen des Wissensaustauschs. Durch den Bau eines Lego-und-Playmobil-Modells von einem Operationssaal hatten sie dagegen Arbeitsabläufe konkret vor Augen und konnten darüber Verständigung entwickeln.

"Ich habe nicht den Anspruch, nur zu lehren, sondern möchte das Potenzial und die Ideen der Studenten auch für meine eigene Forschung nutzen", sagt Professor Friesdorf. Die Ergebnisse des Seminars sind seiner Ansicht nach so viel versprechend, dass er sie gemeinsam mit den Studenten publizieren möchte. Denn gerade die Fragestellung im Seminar zur Verständigung verschiedener Wissenschaftsbereiche ist bisher öffentlich nicht gelöst und spielt doch besonders in der Arbeitswissenschaft eine große Rolle. Um Arbeit zu verstehen und zu verbessern, muss nämlich der Mensch mit seinen physischen, psychischen und mentalen Fähigkeiten berücksichtigt werden, und dabei seine Leistungsgrenzen und -möglichkeiten. Auch Arbeitsgeräte und ganze Betriebe werden dazu betrachtet und analysiert. Das macht die Arbeitswissenschaft zu einem interdisziplinären Bereich, denn es ist Wissen aus den verschiedensten Gebieten - Medizin, Soziologie, Psychologie, Betriebswirtschaftslehre, Maschinenbau, Ingenieurwissenschaft - notwendig. Die Arbeitswissenschaft an der TU Berlin ist kein eigener Studiengang, sie kann aber in allen genannten Bereichen als Wahlfach belegt werden. Deshalb treffen hier Soziologen auf BWLer, Informatiker auf Psychologen, Maschinenbauer auf Mediziner, und das Problem der Kommunikation der verschiedenen Disziplinen miteinander wird schnell offenkundig.

An der AwB arbeiten dreizehn Wissenschaftler in sieben verschiedenen Forschungsprojekten daran, Arbeitsprozesse zu optimieren und dabei den Menschen im Mittelpunkt zu sehen. Der Bedarf an solchem Wissen scheint groß, denn der Großteil der wissenschaftlichen Mitarbeiter wird nicht von der TU Berlin, sondern von der Industrie oder von Forschungseinrichtungen finanziert.

Auch bei den Studierenden findet die AwB Zuspruch, so ist die Zahl der Anmeldungen an der AwB im letzten Jahr um 100 Prozent gestiegen. Die Interaktivität, der Praxisbezug und der Einsatz moderner Medien als neue Formen einer modernen Universität möchten Professor Friesdorf und seine Mitarbeiter hier fördern. Auch auf ein persönliches Miteinander, ein gemeinsames Schaffen an der Werkbank oder der Leinwand legen sie Wert, aber der Anspruch der AwB ist hoch wissenschaftlich. Dazu Professor Friesdorf: "Nur über das Improvisierte, das Offene ist Innovation überhaupt erst möglich."

tui

Tel.: 314-7 95 06
office@awb.tu-berlin.de

 

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