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Nr. 5, Mai 2003
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Künstliche Gewitter in Preußens Arkadien

Auch der Kaiser ließ sich von Adolf Slaby belehren

Adolf Slabys Grabstätte auf dem Luisenkirchhof II in Charlottenburg

Viele bedeutende Persönlichkeiten, deren Lebensleistung mit der Technischen Universität Berlin oder einer ihrer Vorgängereinrichtungen in Verbindung steht, haben ihre letzte Ruhestätte in Berlin gefunden. In loser Folge stellen wir hier einige Orte des Andenkens vor. Dabei sollen Geschichte und Geschichten über bekannte und weniger bekannte Naturwissenschaftler, Techniker und Wissenschaftsmanager erzählt werden, die in ihrer Zeit zum Ruf Berlins als einer Metropole der Kultur, des Wissens und der Ingenieurkunst beigetragen haben. Prof. Dr. Adolf Slaby (1849-1913) eröffnet den Reigen.

Am 6. April vor 90 Jahren starb Adolf Slaby, ein Pionier der Funktechnik. Als Hochschullehrer der TH Berlin engagierte er sich für die Gleichstellung der technischen Hochschulen mit den Universitäten, die 1899 das Promotionsrecht erhielten, und für die gebührende gesellschaftliche Anerkennung der Ingenieure.

Slaby, 1849 als Sohn eines Buchbinders in Berlin geboren, studierte an der Gewerbeakademie Mathematik und Maschinenbau. Seinen Lebensunterhalt aber verdiente er sich als Hauslehrer im Hause des Maschinenfabrikanten Louis Schwartzkopff. Fasziniert von den Erfindungen Werner von Siemens' wandte er sich, nachdem er 1873 in Jena promoviert, später in Potsdam Mathematik und Mechanik gelehrt und sich 1876 habilitiert hatte, der neuen Fachrichtung "Elektrotechnik" zu.

Ab 1883 baute Slaby als neuer Ordentlicher Professor an der TH Berlin den ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik auf. Theoretische Reflexion verband er stets mit praktischem Experimentieren, was ihn zur Gründung des elektrotechnischen Laboratoriums an der TH veranlasste. Dort machte er viele Ingenieurgenerationen mit der Elektrotechnik und ihrer Anwendung vertraut. Dreißig Jahre lang beeindruckte er seine Zeitgenossen als passionierter Hochschullehrer und genialer Experimentator. Auch der technikbegeisterte Kaiser hatte ein Faible für den Professor und ließ sich gern von ihm belehren.

Dennoch war es die drahtlose Telegrafie, die "Funkentelegrafie", wie man damals sagte, die Slaby legendär machte. Wie jede gute Legende begann auch diese allerdings mit einem Fiasko. Slaby wollte seine funktechnischen Versuche wegen Erfolglosigkeit gerade beenden, als er im Juni 1897 Zeuge eines erfolgreichen funktelegrafischen Experiments in England wurde. Dem jungen Ingenieur Marconi gelang es, über mehrere Kilometer hinweg Morsezeichen drahtlos zu senden und zu empfangen. Das stachelte Slabys Forscherehrgeiz neu an. Zunächst versuchte er eine drahtlose Funkstrecke zwischen der TH und einer 500 m entfernten Fabrik herzustellen. Das Vorhaben glückte. Da Slabys Funkversuch aber mit Funken - also einem künstlichen Gewitter - verbunden war, fielen in der Gegend alle Telefonverbindungen aus. Außerdem erfuhr Slaby, dass Marconi im Juli 1897 eine 16-Kilometer-Strecke funktechnisch überbrückt hatte. Das war Weltrekord! Sollte er resignieren?

Wieder kam Slaby der Zufall zu Hilfe. Als er dem Kaiser über seine Funkversuche berichtete, entschied Wilhelm II., die Sache müsse jetzt mit Hochdruck fortgesetzt werden. Als Übungsgelände stellte er das Havelufer bei Potsdam und die umliegenden Königlichen Gärten zur Verfügung. Das preußische Arkadien sollte nun Tatort einer Aufholjagd werden. Im August gelang es Slaby und seinen Helfern, vom Turm der Sacrower Heilandskirche über eine Distanz von 1,6 km eine drahtlose Funkverbindung herzustellen, und im Herbst 1897 übertrafen sie Marconis Weltrekord mit einer neuen Distanz von 21 km, von Rangsdorf bis zum Tempelhofer Feld.

Adolf Slaby starb nur ein Jahr nach seiner Emeritierung. Sein Grab befindet sich auf dem Luisenkirchhof II in Berlin-Charlottenburg.

Hans Christian Förster

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