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Nr. 5, Mai 2003
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"Europas Blumentopf-Ökologie muss ein Ende haben"

Wasserforscher beraten Landschaftsplaner zu nachhaltiger Wasser- und Bodenwirtschaft

 
Mit ihrem Systeminstitut wollen die Ökologen Klaus-Dieter Wolter und ...  

Dank der fortschreitenden Globalisierung fällt es uns immer leichter, Stoffe aus der Landschaft wegzutransportieren, die nicht ersetzt werden können. Die Vernichtung von Grünflächen nimmt uns Wasserspeicher, öffnet den Boden für Sauerstoff, Mineralien und andere Nährstoffe werden so aus dem Boden ausgelaugt, fließen zusammen mit den Nutzstoffen aus unseren Klärwerken zum Meer ab und sind für das Land und seine Bewirtschaftung verloren. Die Landschaft versteppt", malt der TU-Ökologe Wilhelm Ripl, seit Ende März im Ruhestand, das Horrorszenario der Zukunft. Die Bundesrepublik verliert wegen der fehlenden Vegetationsdecke auf diese Weise pro Jahr und Hektar etwa 1500 kg gelöste Mineralstoffe. Trotz Kunstdünger können nicht alle Stoffe ersetzt werden. Brandenburger Böden zum Beispiel, wo Ripl und seine Mitarbeiter Messungen vorgenommen haben, sind bis in etwa zwei Meter Tiefe bereits weitgehend ausgelaugt. Ein Absinken der Bodenfruchtbarkeit sowie die Degradierung des Wasserhaushalts und des Klimas sind die Folgen.

"Um die Landschaft zu sanieren, muss die Gesellschaft umdenken, die Funktionsweise des gesamten Systems muss verstanden werden", sagt Ripl. Leider werde die Ökologie in ganz Europa sehr objektzentriert betrieben. Das heißt, nicht das System als Ganzes, sein Funktionieren und seine Wechselwirkungen werden in den Mittelpunkt gestellt, sondern die Ansprüche des einzelnen Organismus. "Blumentopfökologie", nennt Ripl diese Sichtweise, "denn das System ist mehr als die Summe seiner Teile."

 
  ... Wilhelm Ripl ein nachhaltiges Management des Wasserhaushalts fördern

Der Gesellschaft diesen Unterschied nahe zu bringen, sind Professor Wilhelm Ripl und sein Mitarbeiter Dr. Klaus-Dieter Wolter nun angetreten. Sie haben das Systeminstitut Aqua-Terra (SAT) gegründet.

Die beiden Ökologen reden nicht nur, sie leben ihre Überzeugungen auch. Das alte Haus in der Dahlemer Hellriegelstraße, vorläufiger Sitz des Instituts, umgibt ein leicht verwilderter Garten. Die Gärtnerei wurde abgeschafft - und dies nicht nur aus Sparsamkeit. Wenigstens auf diesem kleinen Fleckchen Erde soll sich die Natur etwas erholen dürfen. Von einem funktionierenden Kreislaufsystem hängen immerhin Klima, Kühlfunktionen der Pflanzen und Bodenfruchtbarkeit als Grundlage unserer Ernährung ab.

Ripl und Wolter fordern ein nachhaltiges Management des Wasserhaushalts und der Stoffströme, um ein intaktes Ökosystem wiederherzustellen, das durch selbstoptimierte Wasser-, Nähr- und Mineralstoffkreisläufe das begrenzte Stoffangebot seines Standortes erhält. Effektiver als langwierige internationale Verhandlungen sei zum Beispiel die Einführung einer Energiesteuer auf nicht erneuerbare Energieträger sowie die Anwendung des Verursacherprinzips für die Schwertransporte in Europa und anderen Industriestaaten, um eine Kreislaufwirtschaft durch Regionalisierung der Subsistenzfunktionen zu erzielen.

Beraten will SAT vor allem Land- und Forstwirte, Ökologen, Stadt- und Landschaftsplaner, am besten schon während der Ausbildungsphase. Daher streben Wilhelm Ripl und Klaus-Dieter Wolter für das neue Institut insbesondere eine enge Zusammenarbeit mit allen umweltbezogenen Studiengängen der TU Berlin an.

Patricia Pätzold

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