"Europas Blumentopf-Ökologie muss ein Ende haben"
Wasserforscher beraten Landschaftsplaner zu nachhaltiger Wasser-
und Bodenwirtschaft
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Mit ihrem Systeminstitut
wollen die Ökologen Klaus-Dieter Wolter und ... |
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Dank der fortschreitenden Globalisierung fällt es uns immer
leichter, Stoffe aus der Landschaft wegzutransportieren, die nicht
ersetzt werden können. Die Vernichtung von Grünflächen
nimmt uns Wasserspeicher, öffnet den Boden für Sauerstoff,
Mineralien und andere Nährstoffe werden so aus dem Boden ausgelaugt,
fließen zusammen mit den Nutzstoffen aus unseren Klärwerken
zum Meer ab und sind für das Land und seine Bewirtschaftung
verloren. Die Landschaft versteppt", malt der TU-Ökologe
Wilhelm Ripl, seit Ende März im Ruhestand, das Horrorszenario
der Zukunft. Die Bundesrepublik verliert wegen der fehlenden Vegetationsdecke
auf diese Weise pro Jahr und Hektar etwa 1500 kg gelöste Mineralstoffe.
Trotz Kunstdünger können nicht alle Stoffe ersetzt werden.
Brandenburger Böden zum Beispiel, wo Ripl und seine Mitarbeiter
Messungen vorgenommen haben, sind bis in etwa zwei Meter Tiefe bereits
weitgehend ausgelaugt. Ein Absinken der Bodenfruchtbarkeit sowie
die Degradierung des Wasserhaushalts und des Klimas sind die Folgen.
"Um die Landschaft zu sanieren, muss die Gesellschaft umdenken,
die Funktionsweise des gesamten Systems muss verstanden werden",
sagt Ripl. Leider werde die Ökologie in ganz Europa sehr objektzentriert
betrieben. Das heißt, nicht das System als Ganzes, sein Funktionieren
und seine Wechselwirkungen werden in den Mittelpunkt gestellt, sondern
die Ansprüche des einzelnen Organismus. "Blumentopfökologie",
nennt Ripl diese Sichtweise, "denn das System ist mehr als
die Summe seiner Teile."
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... Wilhelm
Ripl ein nachhaltiges Management des Wasserhaushalts fördern |
Der Gesellschaft diesen Unterschied nahe zu bringen, sind Professor
Wilhelm Ripl und sein Mitarbeiter Dr. Klaus-Dieter Wolter nun angetreten.
Sie haben das Systeminstitut Aqua-Terra (SAT) gegründet.
Die beiden Ökologen reden nicht nur, sie leben ihre Überzeugungen
auch. Das alte Haus in der Dahlemer Hellriegelstraße, vorläufiger
Sitz des Instituts, umgibt ein leicht verwilderter Garten. Die Gärtnerei
wurde abgeschafft - und dies nicht nur aus Sparsamkeit. Wenigstens
auf diesem kleinen Fleckchen Erde soll sich die Natur etwas erholen
dürfen. Von einem funktionierenden Kreislaufsystem hängen
immerhin Klima, Kühlfunktionen der Pflanzen und Bodenfruchtbarkeit
als Grundlage unserer Ernährung ab.
Ripl und Wolter fordern ein nachhaltiges Management des Wasserhaushalts
und der Stoffströme, um ein intaktes Ökosystem wiederherzustellen,
das durch selbstoptimierte Wasser-, Nähr- und Mineralstoffkreisläufe
das begrenzte Stoffangebot seines Standortes erhält. Effektiver
als langwierige internationale Verhandlungen sei zum Beispiel die
Einführung einer Energiesteuer auf nicht erneuerbare Energieträger
sowie die Anwendung des Verursacherprinzips für die Schwertransporte
in Europa und anderen Industriestaaten, um eine Kreislaufwirtschaft
durch Regionalisierung der Subsistenzfunktionen zu erzielen.
Beraten will SAT vor allem Land- und Forstwirte, Ökologen,
Stadt- und Landschaftsplaner, am besten schon während der Ausbildungsphase.
Daher streben Wilhelm Ripl und Klaus-Dieter Wolter für das
neue Institut insbesondere eine enge Zusammenarbeit mit allen umweltbezogenen
Studiengängen der TU Berlin an.
Patricia Pätzold
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