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Nr. 5, Mai 2003
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"Ich wurde eigentlich zufällig Wissenschaftler"

"Dolly-Vater" Ian Wilmut kümmert sich heute ums therapeutische Klonen

Ian Wilmut - hier mit Klonschaf Dolly - kommt zur Queen's Lecture 2003 an die TU Berlin

Eigentlich war er schon drauf und dran, das Roslin Institute zu verlassen. 1982, als die Zeichen der Zeit gegen ihn sprachen. Doch weil er und seine Frau sich wohl fühlten im schottischen Tiefland, blieb er. Und so kam 1996 das Klonschaf Dolly zur Welt. Ian Wilmut, der Leiter jenes Forschungsteams, ist seither einer der bekanntesten Wissenschaftler.

Sein Interesse an der medizinischen Biotechnologie wurde durch das Leiden seines Vaters ausgelöst. Er hatte Diabetes, erblindete, verlor ein Stück Bein und konnte schließlich seine Hände nicht mehr gebrauchen. Trotzdem dachte Wilmut nicht im Entferntesten ans Klonen, als er 1973 in das Institut am Rande von Edinburgh kam. Roslin war ein landwirtschaftliches Forschungsinstitut, und Ian Wilmut Embryologe. Nach Roslin kam er, weil er herausfinden wollte, warum bei Schafen und Rindern bis zu 25 Prozent der Embryonen tot geboren werden.

Doch dann wurden die Forschungsmittel gestrichen. Die Molekularbiologie war gerade in Mode, und der neue Direktor interessierte sich mehr für die Reproduktionsgenetik. "Ich sollte an der genetischen Informationsübertragung arbeiten oder meine Sachen packen", erinnert sich Ian Wilmut. Das hieß, Gene in den gerade entstehenden einzelligen Embryo einzuschleusen. Eine Arbeit, die ihm wegen seiner zitternden Hände, einem angeborenen Handtremor, nicht leicht fiel und die ihm auch nicht besonders gefiel.

Doch Ian Wilmut hielt durch. Seinen drei Kindern gefiel die Schule, und er selbst nahm aktiv am Dorfleben teil. Außerdem hatte er gerade angefangen, sich für den schottischen Nationalsport Curling zu begeistern. Wilmut fügte sich also in sein Schicksal, begann aber bald, nach besseren Methoden zu suchen. Statt DNA in einzellige Embryonen zu injizieren, gab er sie lieber in kultivierte Zellen. Aus den Zellen, die die DNA am besten aufgenommen hatten, wollte er dann Embryonen herstellen. Aus diesem Ansatz entwickelte er später gemeinsam mit Keith Campbell die Technik, mit der schließlich das erste Säugetier aus der Zelle eines erwachsenen Tieres geklont wurde.

Dolly ist inzwischen gestorben und das Klonen selbst umstritten. Auch Ian Wilmut hat sich vom reproduktiven Klonen abgewendet - beim Menschen hatte er es immer abgelehnt. Für das therapeutische Klonen macht er sich jedoch stark. Seit 2001 ist es in Großbritannien erlaubt, und Wilmut ist einer der Forscher, die daran arbeiten. Die Zelldifferenzierung ist ein Thema, das ihn nach wie vor fasziniert. Wie kann aus einer einzigen embryonalen Stammzelle ein Mensch werden? Und wie kann man den Zellkern einer ausdifferenzierten Zelle reprogrammieren?

Ian Wilmut gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Nobelpreis. Zahlreiche Ehrungen hat er schon erhalten, darunter im vergangenen Jahr in Berlin den mit 50000 Euro dotierten Ernst-Schering-Preis. Trotzdem bezeichnet der 57-Jährige es als Glück und Zufall, dass er zu dem Wissenschaftler wurde, der er heute ist. Er sei kein guter Schüler gewesen, erzählt er. Vielmehr habe sein Abschluss am Gymnasium für eine Zulassung an der Universität nicht gereicht. Deshalb büffelte er noch ein Jahr, um danach das Landwirtschaftscollege der Nottingham University zu besuchen. Am Tierforschungsinstitut ARC in Cambridge lernte Wilmut schließlich, mit Embryonen zu arbeiten. Eine Tätigkeit, die ihn bis heute nicht loslässt.

Ina Helms

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