Das Unternehmen von morgen
Neue Lernkonzepte in der Arbeitswissenschaft
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Das Unternehmen Nr. 5 im Modell:
Apothekennetz mit Lieferservice |
Arbeitswissenschaftliche Aspekte sollten die Studierenden bei der
Entwicklung von acht verschiedenen Unternehmenskonzepten berücksichtigen.
Herausgekommen sind ein Citykurierservice mit Themencafé,
eine Zahnarztpraxis spezialisiert auf Phobien, eine Wellness-Oase
mit Restaurant, ein Medienservice mit Versand und Gastronomie, eine
Buchhandlung mit Bar, ein Apothekennetz mit Lieferservice, ein Kinderhotel
sowie ein Wohnungs- und Urlaubsservice.
Die Neustrukturierung der Universitäten lässt auch Konzepte
von Lehrveranstaltungen überdenken. "Verstärkter
Praxisbezug ist wichtig", sagt Professor Dr. Wolfgang Friesdorf,
der Leiter des Fachgebiets
Arbeitswissenschaft und Produktergonomie (AwB), "die Studierenden
müssen aktiv sein, sie müssen lernen, sich selbst zu organisieren."
Neben fachlichem Wissen will er ihnen unter anderem auch Eigenverantwortung
und Teamfähigkeit vermitteln. Denn: "Wir wollen die Studierenden
unterstützen, ihr erworbenes Wissen im Beruf anzuwenden und
zur Diskussion zu stellen."
Das Konzept von Wolfgang Friesdorf und seinen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern ist ausgeklügelt: Die Studierenden bilden
virtuelle Unternehmen. Ein Team ist für die Koordination und
den Informationsaustausch der anderen zuständig und soll zudem
ein Modell zum Unternehmenskonzept entwerfen. Die Unternehmen sind
- wie im wirklichen Leben - multidisziplinär: BWLer, Ingenieure,
Soziologen, Psychologen und andere.
Eine zentrale Managementgruppe ist für die Abstimmung zwischen
dem Lehrstuhl und den Unternehmen verantwortlich. Sie organisiert
und beschreibt die Lehrveranstaltung und unterstützt die "Unternehmen"
bei der Materialsammlung und bei der Kontaktaufnahme zur Industrie.
Besonders die Teamarbeit gefiel den Studierenden. "Ich habe
unterschiedliche Denkweisen kennen gelernt und auch gelernt, Konflikte
konstruktiv zu lösen", sagt eine Studentin. Die Studierenden
beurteilten insgesamt die Atmosphäre der Veranstaltung positiv.
Sie sahen ein großes Ideenpotenzial und waren überdurchschnittlich
motiviert. "Kreativität und Praxis im Studium, das ist
der richtige Weg", bemerkt ein Student. Die Modelle der "Unternehmen"
- von Markenzeichen bis Mitarbeiterbüros - sind in Halle V
der AWB, auf dem TU-Gelände in der Nähe des Hochschulsports,
zu besichtigen.
Arbeitswissenschaft kann in fast allen Studiengängen als Wahlfach
belegt werden. Die Vorlesung "Arbeitswissenschaft" und
die dazugehörige "Analytische Übung" können
von Studenten des Grund- und Hauptstudiums besucht werden. Auch
im Sommersemester 2004 werden sie wieder angeboten, diesmal mit
dem Thema Produktergonomie, wobei der Weg eines Produktes von der
Idee bis zur Betreuung am Markt betrachtet wird. Die selbstständige
Arbeit der Studierenden soll - auch wenn einige zu Beginn der Veranstaltung
im Wintersemester skeptisch waren - beibehalten werden. Denn, so
sagt Brita Semar, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet:
"Wir haben lange diskutiert, ob klarere Vorgaben notwendig
sind, aber dann wären wohl nicht so ausgezeichnete und neuartige
Ergebnisse herausgekommen".
Marita Friesdorf
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