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April 2004
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Glamour in Hollywood - die andere Seite der Medaille

Erfahrungen, die man nicht unbedingt machen muss

Für viele ein Traum: Blitzlichtgewitter in der Filmmetropole bei der Oscar-Verleihung

Ein Praktikum in L.A! Hört sich toll an! Den tollen Traum wollte ich gleich nach meiner Diplomarbeit im Sommer 2002 mithilfe von CIEE (Councilexchanges) erfüllen, einer US-Praktikums-Vermittlungsbörse. Ich wollte keine Uni mehr von innen sehen. Eine Freundin in Los Angeles, ehemalige Austauschstudentin in Berlin, konnte mir mit Wohnung, Telefon und Auto aushelfen.

Meine erste Firma in L.A. aus der Musikbranche ging drei Tage nach meiner Ankunft in Los Angeles Pleite. Damit war nicht nur mein Praktikumsplatz weg, sondern auch mein Arbeitsvisum ungültig. Trotzdem bewarb ich mich auf eine halbwegs seriös erscheinende Anzeige: "TV/Media-Praktikantin gesucht von dt.-am. Film-&-TV-Medien-Produktionsfirma", ansässig in der L.A.-Medienmeile. Wow! Genau richtig! Fernseherfahrungen hatte ich auch.

Es folgte eine Einladung nach Long Beach auf eine "boat champaign party" zum Kennenlernen. Bald bekam ich den Zuschlag, als Praktikantin zu arbeiten, natürlich umsonst. Immerhin eine seltene Chance in der Hollywoodstadt! Nebenbei gab ich Deutschunterricht für gestresste Studierende.

Das Praktikum bei dem "Korrespondenten für die Sender der Bertelsmann-Gruppe", wie der Chef sich bei Botschaften und in Journalistenclubs nannte, sah so aus: In einem Privatbüro in Long Beach, auf einem Leinen-Klappstuhl sitzend und mit nur einem - seinem - Laptop arbeitend, hieß es stets "erst einmal brainstormen". Keine Zeitungen, keine Faxe, keine Presseinfos, keine Ticker, keine amerikanischen Vergleichssendungen, kein deutsches Fernsehen auf VHS, kein Feedback aus Deutschland, kein Telefonklingeln. Die Hauptrecherchetools waren yahoo.de/kurioses und das Infoportal von aol.com. Alles sehr lau.

Man stürzt sich trotzdem in die Arbeit, recherchiert, telefoniert, konzeptioniert. Themen werden angeschoben, angeleiert, aber nie zu Ende geführt. Nachfragen enden in dicken Streits. Immerhin prangte das Mega-Event "Oscars" im Kalender, der "Chef" ist dazu akkreditiert, und das schon im siebten Jahr, weil er einen "guten Draht zur Hauptorganisatorin Lesley" habe. Ich durfte als "technic support" mitgehen. Gefälligst im engen roten Kleidchen sollte ich erscheinen, um im Technikzelt hinter den Glamourfassaden der "Oscars" vor den Monitoren zu sitzen. Abgelehnt! Schlicht schwarz tat es auch. Einen Auftrag für die Oscar-Geschichte gab es übrigens nicht. Zum Glück lernte ich dort Leute kennen und machte mein eigenes Praktikum, allerdings ohne Zeugnis. Wieso bin ich nicht eher gegangen?

Heute habe ich aufgrund meiner Kontakte ein Journalistenvisum und fliege regelmäßig zurück nach L.A., um dort als freie Journalistin zu arbeiten. Mein Fazit: Auslandserfahrungen sind Gold wert, aber sicherlich nicht zu jedem Preis!

Melanie Hillmann

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