Akustische Wandmalereien
Ende der Sechzigerjahre hatte der Architekt Bernhard Leitner zum
ersten Mal die Idee: ob man nicht auch Gebäude und Räume
aus Klängen bauen könnte. Von da ab experimentierte er
mit Klang als bildnerischem Material. 1984 erhielt er den Auftrag,
in der TU Berlin einen Tonraum als "Kunst am Bau" zu gestalten.
Tatsächlich erhielt sich dieser Tonraum als Klanginstallation
über Jahrzehnte in einem Durchgangsraum im zweiten Stock des
Hauptgebäudes an der Straße des 17. Juni.
Zum 20-jährigen Bestehen dieser Tonraum-Installation, einer
der wenigen, die weltweit permanent in Betrieb sind, versammelten
sich im Rahmen des "MaerzMusik"-Festivals rund 100 Liebhaber
moderner Klangkunst in der TU Berlin, um sich von dem Wiener Professor
Bernhard Leitner höchstpersönlich neue Module für
den Tonraum vorstellen zu lassen.
"Damals waren wir Lichtjahre entfernt von dem, was heute technisch
möglich ist", erklärte Bernhard Leitner. Hinter perforierten
Blechen sind in dem Raum 24 Mittelfrequenz- und 18 Hochfrequenzlautsprecher
versteckt. Sie bewegen die Klänge über die Wand wie eine
akustische Malerei. "Heute haben wir zum Beispiel eine ganz
andere Speichertechnologie", fährt Leitner fort. Er ist
dankbar, dass die TU Berlin damals gleich auch einen Wartungsvertrag
mit ihm abgeschlossen hat, so dass er immer wieder bei seinem Kunstwerk
nach dem Rechten sehen kann. Mehrere neue Module, zum Beispiel eine
Wasserinstallation, "verhallte" Flöten und Posaunen
oder "Wind im trockenen Maisfeld" werden zukünftig
Wanderer durch die TU Berlin im zweiten Stock am Ende der Lichthof-Galerie
verwundert lauschend innehalten und feststellen lassen, dass Musik
auch etwas mit Architektur zu tun hat.
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