Alle 40 Sekunden ein Zug
Abenteuer Moskau - erlebt von Sprachstudierenden der TU Berlin
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Der Springbrunnen
der Völkerfreundschaft auf dem Gelände des Allrussischen
Ausstellungszentrums |
Wsjo bylo Charascho, alles wird gut! Dieser Gedanke aus einem russischen
Radiohit begleitete uns von Berlin-Lichtenberg auf dem Weg nach
Moskau.
Zurückbleibende in Berlin versicherten uns durch Stichworte
wie "Kriminalität", "Mafia" und "Gefahren
an jeder Ecke", dass man in Europa wohl kaum exotischer verreisen
könne. Hinfahren kein Problem, aber zurück würde
man wohl nicht kommen. Die Aussage "Zum Glück haben deine
Eltern noch ein Kind" war kein Trost, denn es würden auch
Einzelkinder mitfahren. Wir wollten also die Warnungen sämtlicher
Freunde, Verwandter und Bekannter ignorieren, Moskau überleben,
zurückkehren und berichten.
25 Studierende der TU Berlin, die in der Zentraleinrichtung
Moderne Sprachen (ZEMS) versucht hatten, sich die russische
Sprache anzueignen, sollten nun in Moskau einen Monat lang am Puschkin-Institut
weitere Unterstützung erhalten.
Dann die große Überraschung vor Ort: Die Russen benutzen
ihre Sprache tatsächlich! Wer Nahrung wollte, musste diese
mit mühsam erarbeiteten Vokabeln bestellen. Milch und Brot,
für die Fortgeschrittenen auch mal Ei und Apfel, waren die
ersten Mahlzeiten. Der Sieger beim Test der einheimischen Produkte
war "Syrok", ein Quarkriegelchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen,
der von uns erfolgreich in die Heimat geschmuggelt und zum Probieren
an Unwissende ausgeteilt wurde.
Die Ängste, Morgenappell und Hausaufgabenzwang zu unterliegen,
wurden von freundlichen Lehrkräften weggefegt: Keine veralteten
Methoden, jeder konnte so viel lernen oder nicht lernen, wie er
wollte.
Die Nachmittage gehörten Kreml, Rotem Platz, Basiliuskathedrale
und einer unglaublichen Vielfalt an weiterem Sehenswerten. Moskau
ist eine Stadt, in der man an jeder Ecke Geschichte sehen kann,
Gebäude, Straßen, Plätze und Denkmäler spiegeln
die Entwicklung der Stadt als Brücke zwischen Ost und West
und als politisches Zentrum Russlands wider. Wie eine Ansammlung
von Datschen erscheint die Berliner Karl-Marx-Allee im Vergleich
zur dortigen Architektur.
Und noch eine Erfahrung: In den 40 Sekunden Wartezeit auf den nächsten
Zug der Metro kann man nicht einmal über das "Mist, schon
wieder die Bahn verpasst" zu Ende lachen. Die Metro ist schnell,
aber laut. Der gelernte Moskauer kann aber trotzdem schlafen, bevorzugt
an der Schulter des Nachbarn. Die russische Popmusik dagegen ist
für Anfänger gut geeignet. Pro Lied werden nicht mehr
als 20 Vokabeln verwendet. Die institutseigene Disko bot allerdings
daneben auch noch vielfältige Möglichkeiten, Beziehungen
zu den Studenten anderer Nationen zu knüpfen.
Das Gefährlichste an Russland jedenfalls ist das Bedürfnis,
noch mal wiederzukommen. Wsjo bylo Charascho, alles wird gut!
Sabine Skott,
Studentin
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