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April 2004
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Alle 40 Sekunden ein Zug

Abenteuer Moskau - erlebt von Sprachstudierenden der TU Berlin

 
  Der Springbrunnen der Völkerfreundschaft auf dem Gelände des Allrussischen Ausstellungszentrums

Wsjo bylo Charascho, alles wird gut! Dieser Gedanke aus einem russischen Radiohit begleitete uns von Berlin-Lichtenberg auf dem Weg nach Moskau.

Zurückbleibende in Berlin versicherten uns durch Stichworte wie "Kriminalität", "Mafia" und "Gefahren an jeder Ecke", dass man in Europa wohl kaum exotischer verreisen könne. Hinfahren kein Problem, aber zurück würde man wohl nicht kommen. Die Aussage "Zum Glück haben deine Eltern noch ein Kind" war kein Trost, denn es würden auch Einzelkinder mitfahren. Wir wollten also die Warnungen sämtlicher Freunde, Verwandter und Bekannter ignorieren, Moskau überleben, zurückkehren und berichten.

25 Studierende der TU Berlin, die in der Zentraleinrichtung Moderne Sprachen (ZEMS) versucht hatten, sich die russische Sprache anzueignen, sollten nun in Moskau einen Monat lang am Puschkin-Institut weitere Unterstützung erhalten.

Dann die große Überraschung vor Ort: Die Russen benutzen ihre Sprache tatsächlich! Wer Nahrung wollte, musste diese mit mühsam erarbeiteten Vokabeln bestellen. Milch und Brot, für die Fortgeschrittenen auch mal Ei und Apfel, waren die ersten Mahlzeiten. Der Sieger beim Test der einheimischen Produkte war "Syrok", ein Quarkriegelchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, der von uns erfolgreich in die Heimat geschmuggelt und zum Probieren an Unwissende ausgeteilt wurde.

Die Ängste, Morgenappell und Hausaufgabenzwang zu unterliegen, wurden von freundlichen Lehrkräften weggefegt: Keine veralteten Methoden, jeder konnte so viel lernen oder nicht lernen, wie er wollte.

Die Nachmittage gehörten Kreml, Rotem Platz, Basiliuskathedrale und einer unglaublichen Vielfalt an weiterem Sehenswerten. Moskau ist eine Stadt, in der man an jeder Ecke Geschichte sehen kann, Gebäude, Straßen, Plätze und Denkmäler spiegeln die Entwicklung der Stadt als Brücke zwischen Ost und West und als politisches Zentrum Russlands wider. Wie eine Ansammlung von Datschen erscheint die Berliner Karl-Marx-Allee im Vergleich zur dortigen Architektur.

Und noch eine Erfahrung: In den 40 Sekunden Wartezeit auf den nächsten Zug der Metro kann man nicht einmal über das "Mist, schon wieder die Bahn verpasst" zu Ende lachen. Die Metro ist schnell, aber laut. Der gelernte Moskauer kann aber trotzdem schlafen, bevorzugt an der Schulter des Nachbarn. Die russische Popmusik dagegen ist für Anfänger gut geeignet. Pro Lied werden nicht mehr als 20 Vokabeln verwendet. Die institutseigene Disko bot allerdings daneben auch noch vielfältige Möglichkeiten, Beziehungen zu den Studenten anderer Nationen zu knüpfen.

Das Gefährlichste an Russland jedenfalls ist das Bedürfnis, noch mal wiederzukommen. Wsjo bylo Charascho, alles wird gut!

Sabine Skott,
Studentin

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