Strömender Regen, mannshohe Nesseln und Sümpfe
Wie Ökologen in den USA ausgebildet werden - Bericht von
einem Auslandssemester
Im Januar des vergangenen Jahres ahnte ich noch nicht, dass ich
Anfang September in einer Vorlesung über "Vegetation of
Wisconsin" an der University
of Wisconsin-Madison (UW) sitzen würde. Dieses Auslandssemester
ermöglichte mir das Austauschprogramm "Urban
Ecology", an dem die TU-Institute für Landschaftsarchitektur
und Umweltplanung sowie für Ökologie teilnehmen (Prof.
Dr. V. Hartje, Prof. Dr. H. Kenneweg, PD Dr. S. Zerbe und Dr. A.
Klaphake).
Neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen sieht das Programm die
Teilnahme an einem praktischen Projekt vor. Die mögliche Zusammenarbeit
mit der außeruniversitären Urban Open Space Foundation
- einer Organisation, die sich für die Schaffung und Entwicklung
von Grünflächen einsetzt - gab für mich dann auch
den Ausschlag für Madison.
Zur Vorlesung "Vegetation of Wisconsin" gehörten
wöchentliche Exkursionen. Mit einem gelben Schulbus fuhren
wir zu Orten, die das Herz des Vegetationsökologen höher
schlagen lassen. Strömender Regen, mannshohe Nesseln und tückische
Sümpfe waren dabei zu überwinden. Der universitätseigene
Blockhüttenkomplex, in dem wir für ein Wochenende übernachteten,
war stilgerecht mit Kamin und See vor der Haustür versehen.
Kaminfeuer gab es jedoch auch auf dem Campus. Laptops kann man
drei Tage lang kostenlos ausleihen, Computersäle und Bibliotheken
haben bis in die Nacht geöffnet, auch am Wochenende. Ein "Writing
Center" der Universität korrigiert kostenlos Texte, dies
übrigens auch für Veröffentlichungen englischsprachiger
Wissenschaftler.
Viele Studenten wohnen entweder in den ziemlich teuren und unruhigen
Studentenwohnheimen oder in wenig luxuriösen Apartmenthäusern.
Ich landete jedoch im Gästezimmer eines Privathauses, welches
ich aufgrund der Arbeitszeiten meiner Vermieterin größtenteils
für mich allein hatte. Mit ihrer Familie durfte ich Touren
zu den Indian Effigy Mounds (Kulthügel der Indianer) in Madison
unternehmen. Auch von Studenten und Professoren wurde ich sehr freundlich
aufgenommen. In der Urban Open Space Foundation bekam ich meinen
eigenen Weihnachtsstrumpf und mein betreuender Professor, B. Ohm,
stand mir in wöchentlichen Gesprächen mit Rat und Tat
zur Seite und unternahm mit mir sogar einen Ausflug nach Milwaukee.
Das Austauschprogramm brachte mir alles in allem auch viel fachlich
Neues, nicht nur die Aufwertung meines CVs und den Ausbau meiner
Englischkenntnisse. Das Programm läuft noch bis 2005. Den Abschluss
bildet ein Graduiertenseminar "Urban Ecology", das von
den beteiligten Dozenten der TU Berlin im Juni 2005 in Berlin ausgerichtet
wird.
Inga Schmidt,
Studentin
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