Die Prignitz ruft Touristen
TU-Forscherinnen untersuchen den neuen Wirtschaftszweig in der
Prignitz
|
Idylle hinterm Elbdeich -
Niedersachsenhaus in der Prignitz |
"Es ist nicht immer leicht, da die Leute eher kurzfristige
Erwartungen haben. Sie fragen vor allem, wo Arbeitsplätze und
Einnahmequellen geschaffen werden können," so Diplom-Soziologin
Pamela Dorsch. Die Entwicklung des neuen Standbeins Tourismus braucht
jedoch Zeit, und eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus erfordert
Abwägung und Kompromisse zwischen wirtschaftlichen, ökologischen
und sozialen Zielsetzungen. Mit wissenschaftlicher Unterstützung
durch die TU Berlin soll nun beispielhaft abgebildet werden, wo
sich die Region auf dem Weg zum Ziel eines "nachhaltigen Tourismus"
befindet und welche Potenziale sie in dieser Hinsicht noch nutzen
kann. Eine entsprechende Aufbereitung der Informationen in einem
Informationssystem soll eine Grundlage für regionale Entscheidungen
geben.
Die Prignitz ist heute eine Reiseregion für Tagestouristen,
die zu Fuß oder mit dem Rad die malerischen Elbauen bewundern.
Sie liegt im Nordwesten Brandenburgs und ist ein äußerst
strukturschwacher ländlicher Raum. Das Gebiet ist durch hohe
Arbeitslosigkeit, starke Abwanderung, Wohnungsleerstand und Umstrukturierung
der Landwirtschaft gekennzeichnet. Zudem ist die Prignitz keine
traditionelle Fremdenverkehrsregion wie viele andere vom Strukturwandel
ebenso stark betroffene Regionen Ostdeutschlands, die nun auf den
Tourismus zurückgreifen. Seit der Wende sieht auch die Prignitz
auf diesem Sektor ein wirtschaftliches Potenzial, das kontinuierlich
entwickelt werden soll. So hat der Prignitz-Tourismus in den vergangenen
Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen; eine wichtige Rolle hierfür
spielt die Flusslandschaft Elbe, die seit 1997 ein ausgewiesenes
UNESCO-Biosphärenreservat ist. Eine Vielzahl von touristischen
Projekten und Aktivitäten wurde ins Leben gerufen, um die Region
für Besucher und Einwohner attraktiver zu gestalten und die
wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen. Doch um vorhandene Kräfte
zu bündeln und die gemeinsame Entwicklungsrichtung festzulegen,
müssen Stärken und Schwächen des Angebotes deutlich
gemacht werden. Hier setzt das Forschungsprojekt der drei TU-Forscherinnen
an. Bis September 2005 soll nun für die Region Prignitz von
den drei TU-Wissenschaftlerinnen in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat
Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und weiteren regionalen Akteuren
ein regionales Informationssystem zur nachhaltigen Entwicklung entworfen
und erprobt werden, das den Bereich Freizeit und Tourismus in den
Mittelpunkt stellt und dessen Potenziale und Wirkungen unter ökologischen,
ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten untersucht und dokumentiert.
Das Projekt wird vom Bundesministerium
für Forschung (BMBF) gefördert und läuft seit
September 2002. Kooperationspartner des Forschungsvorhabens sind
die Landesanstalt für Großschutzgebiete Brandenburg/Biosphärenreservat
Flusslandschaft Elbe-Brandenbug und die Technische Universität
Berlin. Von der TU Berlin sind Dipl.-Ing. Frauke Hoffmann vom Institut
für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Fachgebiet
Landschaftspflegerische Begleitplanung und Umweltverträglichkeitsprüfung,
Dipl.-Ing. Julia Wulff vom Institut für Landschaftsarchitektur
und Umweltplanung, Fachgebiet
Vergleichende Landschaftsökonomie, und Dipl.-Soz. Pamela
Dorsch vom Institut für Soziologie, Fachgebiet
Stadt- und Regionalsoziologie, am Projekt beteiligt. Die gemeinsame
Projektleitung liegt bei den Professoren der genannten Fachgebiete:
Prof. Dr. Johann Köppel, Prof. Dr. Volkmar Hartje und Prof.
Dr. Uwe-Jens Walther.
Nach Abschluss der Bestandsanalyse zu Beginn dieses Jahres befindet
sich das Projekt gegenwärtig in der Phase der Konzeption und
des Aufbaus eines computergestützten Informationssystems, das
allen im weitesten Sinne mit dem Tourismus befassten Akteuren in
der Region zugänglich sein wird und nach einer knapp einjährigen,
wissenschaftlich begleiteten Testphase zum Ende des Projektes ganz
in den Verantwortungsbereich der Prignitzer übergehen soll.
Luise Gunga
Tel.: 314-2 54 60
pamela.dorsch@tu-berlin.de
|
|