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April 2004
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Große Pläne mit großen Planen

Schinkels Bauakademie steht bald wieder - vorerst als Fassadeninszenierung

So könnte das Gebäude heute aussehen: eine fotorealistische 3-D-Perspektive der Schinkelschen Bauakademie im Herzen Berlins

"Wir wollen keine bloße Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie, sondern deren Wiederaufbau", sagt der Architekt Paul Kahlfeldt, seines Zeichens Schatzmeister des Vereins Internationale Bauakademie in Berlin und TU-Absolvent. "Wenn Simon Rattle Beethovens Neunte gibt, spricht ja auch niemand von Rekonstruktion, sondern von Neuaufführung beziehungsweise Neuinszenierung. Insofern haben Musik und Architektur sehr viele Gemeinsamkeiten."

Nachdem nun schon seit vier Jahren eine nachgebaute Musterecke der Bauakademie am Schinkelplatz für viel Erstaunen gesorgt hat, wird nun mit dem Bau der Rüstung für die Fassadenansicht des gesamten Gebäudes begonnen. "Zwei bis maximal drei Jahre sollen die Folien der rot verklinkerten Bauakademie hängen. In dieser Zeit müssen wir genug Stifter, Sponsoren, Gelder und verbriefte Eigenleistungen der Bauindustrie zusammenhaben, damit die Bauakademie selbstfinanziert gebaut werden kann", sagt der Schatzmeister Paul Kahlfeldt und ist dabei recht zuversichtlich. "Wir werden dem Senat nachweisen, dass wir das Haus ohne einen Cent Steuergelder aufbauen und auch später keinerlei öffentliche Mittel brauchen", meint Schatzmeister Paul Kahlfeldt.

Das 25-Millionen-Projekt soll dann gemeinsam mit dem Bildungsverein Bautechnik realisiert werden, um den Auszubildenden von allen am Bau beteiligten Gewerken eine solide Qualifikation auf dieser historischen Lehrbaustelle zu ermöglichen. Die Rolle des Bauherren wird von einer gemeinnützigen Stiftung übernommen, die von dem Verein Internationale Bauakademie gegründet werden wird. Die gemeinnützige Stiftung kann, wenn alles läuft wie geplant, das prominente Grundstück im Erbbaurecht vom Land Berlin übernehmen. Der Verein Internationale Bauakademie hat vom Land Berlin zunächst nur ein befristetes Nutzungsrecht für das Gelände, auf dem jetzt ein Baugerüst in den originalen Abmessungen der Bauakademie installiert wird. Die Bauakademie, die damals noch Allgemeine Bauschule hieß, war Karl Friedrich Schinkels letztes großes Meisterwerk. 1835, nach vierjähriger Bauzeit, war das Gebäude fertig gestellt, Schinkel wohnte bis zu seinem Tod auf 600 Quadratmetern im zweiten Stockwerk. Bis 1879 wurden in der Bauakademie Architekten und Bauingenieure ausgebildet, dann übernahm die Königliche Technische Hochschule in Charlottenburg, die Vorgängerin der Technischen Universität Berlin, diese Aufgabe.

1945 war Schinkels einstige Bauakademie ausgebrannt - nur die Fassade blieb stehen. In den Fünfzigerjahren wurde die Ruine von der DDR-Führung zunächst wieder aufgebaut, dann aber trotz vieler Proteste 1961/62 abgerissen. An ihrer Stelle stand dann das DDR-Außenministerium, das wiederum 1995 abgerissen wurde, so dass heute das Grundstück frei ist. Über die künftigen Nutzungsmöglichkeiten einer Bauakademie wird ein rund 200 Quadratmeter großes Zimmer im Innenraum der Attrappe informieren. Im Erdgeschoss sollen - wie zu Schinkels Zeiten - Läden untergebracht werden. Im Unterschied zur alten Bauakademie soll die neue nicht mehr der allgemeinen Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren dienen. Diese Funktion liegt heute bei den Universitäten und Fachhochschulen, doch es wird daran gedacht, spezielle Kurse für Postgraduierte und Quereinsteiger anzubieten. Über Art und Umfang dieses Angebotes wird noch entschieden. Die neue Bauakademie bietet zudem die historisch einmalige Gelegenheit, den architekturbezogenen Sammlungen und Institutionen Berlins eine gemeinsame Plattform zu geben. Hier soll ein zentraler Ort der Architektur geschaffen werden, an dem Ausstellungen, Vorträge, Konferenzen, Symposien und Publikationen, Themen des Städtebaus, der Baukunst auf einem anspruchsvollen, internationalen Niveau durchgeführt werden. Im ersten Stock sind dazu Ausstellungs- und Seminarräume des Vereins Internationale Bauakademie vorgesehen. Im zweiten Geschoss wird die Verwaltung der Bauakademie untergebracht. Im Dachgeschoss sind Archiv- und Lagerflächen sowie eine Handbibliothek geplant.

Luise Gunga

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