Große Pläne mit großen Planen
Schinkels Bauakademie steht bald wieder - vorerst als Fassadeninszenierung
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So könnte das Gebäude
heute aussehen: eine fotorealistische 3-D-Perspektive der Schinkelschen
Bauakademie im Herzen Berlins |
"Wir wollen keine bloße Rekonstruktion der Schinkelschen
Bauakademie, sondern deren Wiederaufbau", sagt der Architekt
Paul Kahlfeldt, seines Zeichens Schatzmeister des Vereins Internationale
Bauakademie in Berlin und TU-Absolvent. "Wenn Simon Rattle
Beethovens Neunte gibt, spricht ja auch niemand von Rekonstruktion,
sondern von Neuaufführung beziehungsweise Neuinszenierung.
Insofern haben Musik und Architektur sehr viele Gemeinsamkeiten."
Nachdem nun schon seit vier Jahren eine nachgebaute Musterecke
der Bauakademie am Schinkelplatz für viel Erstaunen gesorgt
hat, wird nun mit dem Bau der Rüstung für die Fassadenansicht
des gesamten Gebäudes begonnen. "Zwei bis maximal drei
Jahre sollen die Folien der rot verklinkerten Bauakademie hängen.
In dieser Zeit müssen wir genug Stifter, Sponsoren, Gelder
und verbriefte Eigenleistungen der Bauindustrie zusammenhaben, damit
die Bauakademie selbstfinanziert gebaut werden kann", sagt
der Schatzmeister Paul Kahlfeldt und ist dabei recht zuversichtlich.
"Wir werden dem Senat nachweisen, dass wir das Haus ohne einen
Cent Steuergelder aufbauen und auch später keinerlei öffentliche
Mittel brauchen", meint Schatzmeister Paul Kahlfeldt.
Das 25-Millionen-Projekt soll dann gemeinsam mit dem Bildungsverein
Bautechnik realisiert werden, um den Auszubildenden von allen am
Bau beteiligten Gewerken eine solide Qualifikation auf dieser historischen
Lehrbaustelle zu ermöglichen. Die Rolle des Bauherren wird
von einer gemeinnützigen Stiftung übernommen, die von
dem Verein Internationale Bauakademie gegründet werden wird.
Die gemeinnützige Stiftung kann, wenn alles läuft wie
geplant, das prominente Grundstück im Erbbaurecht vom Land
Berlin übernehmen. Der Verein Internationale Bauakademie hat
vom Land Berlin zunächst nur ein befristetes Nutzungsrecht
für das Gelände, auf dem jetzt ein Baugerüst in den
originalen Abmessungen der Bauakademie installiert wird. Die Bauakademie,
die damals noch Allgemeine Bauschule hieß, war Karl Friedrich
Schinkels letztes großes Meisterwerk. 1835, nach vierjähriger
Bauzeit, war das Gebäude fertig gestellt, Schinkel wohnte bis
zu seinem Tod auf 600 Quadratmetern im zweiten Stockwerk. Bis 1879
wurden in der Bauakademie Architekten und Bauingenieure ausgebildet,
dann übernahm die Königliche Technische Hochschule in
Charlottenburg, die Vorgängerin der Technischen Universität
Berlin, diese Aufgabe.
1945 war Schinkels einstige Bauakademie ausgebrannt - nur die Fassade
blieb stehen. In den Fünfzigerjahren wurde die Ruine von der
DDR-Führung zunächst wieder aufgebaut, dann aber trotz
vieler Proteste 1961/62 abgerissen. An ihrer Stelle stand dann das
DDR-Außenministerium, das wiederum 1995 abgerissen wurde,
so dass heute das Grundstück frei ist. Über die künftigen
Nutzungsmöglichkeiten einer Bauakademie wird ein rund 200 Quadratmeter
großes Zimmer im Innenraum der Attrappe informieren. Im Erdgeschoss
sollen - wie zu Schinkels Zeiten - Läden untergebracht werden.
Im Unterschied zur alten Bauakademie soll die neue nicht mehr der
allgemeinen Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren dienen.
Diese Funktion liegt heute bei den Universitäten und Fachhochschulen,
doch es wird daran gedacht, spezielle Kurse für Postgraduierte
und Quereinsteiger anzubieten. Über Art und Umfang dieses Angebotes
wird noch entschieden. Die neue Bauakademie bietet zudem die historisch
einmalige Gelegenheit, den architekturbezogenen Sammlungen und Institutionen
Berlins eine gemeinsame Plattform zu geben. Hier soll ein zentraler
Ort der Architektur geschaffen werden, an dem Ausstellungen, Vorträge,
Konferenzen, Symposien und Publikationen, Themen des Städtebaus,
der Baukunst auf einem anspruchsvollen, internationalen Niveau durchgeführt
werden. Im ersten Stock sind dazu Ausstellungs- und Seminarräume
des Vereins Internationale Bauakademie vorgesehen. Im zweiten Geschoss
wird die Verwaltung der Bauakademie untergebracht. Im Dachgeschoss
sind Archiv- und Lagerflächen sowie eine Handbibliothek geplant.
Luise Gunga
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