"Ich bin dafür"
Was man auf dem Campus von Langzeitstudiengebühren hält
Wer mehr als 15 Semester studiert, muss künftig Gebühren
zahlen. Dies beschloss der rot-rote Senat Anfang März. Im Sommersemester
des nächsten Jahres soll die Änderung in Kraft treten.
Es ist eine Übergangsregelung, bis die angestrebten Studienkonten
eingeführt sind. Der Kompromiss wurde nötig, weil beim
Koalitionspartner PDS das Studienkontenmodell umstritten ist. Ein
PDS-Parteitag im April soll Klärung bringen. TU intern fragte
auf dem Campus nach, was Studierende von Langzeitstudiengebühren
halten.
Michel Reinert (22) studiert Wirtschaftsingenieurwesen,
Fachgebiet Maschinenwesen
Ich bin für Langzeitstudiengebühren. In zwölf
Semestern kann jeder sein Studium schaffen. Wer keine zwingenden
Gründe vorbringen kann, dass er länger braucht, der sollte
ab dem 13. Semester auch dafür zahlen. Ich denke, dass durch
die Einführung solcher Gebühren viele angehalten werden,
sich das Studium straffer zu organisieren und das eine oder andere
Privatvergnügen zurückzustellen. Ich jedenfalls möchte
mein Studium in zwölf Semestern schaffen.
Christiane Kandeler (24) studiert BWL
Ich bin für Langzeitstudiengebühren, aber
es sollte ein oder zwei Puffersemester geben für die Unwägbarkeiten
im Leben. Ich liege ein Semester über der Regelstudienzeit
durch ein Auslandssemester. Es sollte nicht sein, dass das System
durch Leute belastet wird, die gar nicht studieren, sondern nur
die Vorteile des sozialen Status "Student" nutzen wollen.
Das geht zu Lasten derer, die das Studium ernst nehmen. Man muss
aber auch sagen, dass die Bedingungen an der Universität leider
nicht immer so sind, um die Regelstudienzeit einhalten zu können.
Matthias Lange (20) studiert Energie-
und Verfahrenstechnik
Es ist schon möglich, sein Studium in der Regelstudienzeit
zu beenden. Deshalb befürworte ich auch Langzeitstudiengebühren.
Dennoch geschieht auch immer Unvorhergesehenes, das den schönen
Lebensplan zur Makulatur werden lässt. Ich denke, eine gesetzliche
Regelung sollte auch immer den Spielraum für Ausnahmen zulassen.
Problematisch fände ich es, wenn ein Wechsel während des
Studiums sofort Langzeitstudiengebühren nach sich ziehen würde.
Was ich nicht gut finde, ist, wenn Leute sich einschreiben, nur
um die finanziellen Vorteile des Studentseins zu nutzen.
Thomas Kühn (36) studiert Philosophie
Ich habe gerade erst angefangen zu studieren. Als 36-Jähriger
im ersten Semester. Ich bin generell für Langzeitstudiengebühren.
Die Elternzeit aber zum Beispiel muss natürlich von einer solchen
Regelung ausgeschlossen sein. Wer das Studium jedoch eher als Freiheit
von Verpflichtungen und schöne Lebenspause ansieht, dem sollte
dieser individuelle Spaß auch etwas wert sein und er sollte
dafür bezahlen.
Christian Lehmann (24) studiert Geoingenieurwissenschaften
Wenn die Einnahmen aus Langzeitstudiengebühren
der Universität zufließen und nicht einem maroden Berliner
Haushalt, dann befürworte ich Langzeitstudiengebühren
voll und ganz. Das hat schon Wirkung, denke ich, und erhöht
den Druck, diszipliniert zu studieren. Außerdem wären
dann die Universitäten nicht mit Studenten überfüllt,
die das Studium nur als soziale Hängematte benutzen, weil für
den Studenten einiges billiger ist.
Christine Michauk (26) studiert Chemie
Ich bin eine Langzeitstudentin, studiere im 14. Semester
und befürworte Langzeitstudiengebühren. Das würde
schon die Leute zwingen, sich das Studium straffer zu organisieren.
Ich muss aber auch sagen, dass ich sehr viel während meines
Studiums gearbeitet habe, weil ich mir meinen Lebensunterhalt selbst
verdienen muss. Ab dem 11. Semester sollten Gebühren erhoben
werden. Das hängt natürlich auch davon ab, was man studiert.
Warum ich so lange studiere? Ich bin ein Mensch, der gern studiert
und lernt. Ich mag das. Ich würde gern neben Chemie auch noch
Physik studieren, aber das wird wohl nicht möglich sein.
Max Feucker (23) studiert Physik
Prinzipiell bin ich für Langzeitstudiengebühren.
Generell ist es doch möglich, das Studium in der Regelstudienzeit
zu beenden. Natürlich gibt es Ausnahmen. Ich persönlich
bin sozusagen im Plan und mache nach dem 4. Semester jetzt mein
Vordiplom. Ich studiere straff und das Studium ist mein Lebensmittelpunkt,
um den sich alles dreht.
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